Der sichere Umgang mit fremden Sprachen und Kulturen stellt heute ...

EVA ANNAU UND MARGARETE NEZBEDA ibw-Forschungsbericht 143 | Fremdsprachen für die Wirtschaft
Bereicherung werden. Nach den Richtlinien des Europarates ist Mehrsprachigkeit auf breiter
Ebene ein vorrangiges Ziel, das auch die Wertschätzung von Sprachen mit geringerem sozialen
Prestige als Englisch, Französisch, Spanisch etc. bzw. die Wertschätzung von Minderheitensprachen
beinhaltet. 12
7) AUTONOMIE UND EIGENVERANTWORTLICHKEIT
(INSTRUMENT IM OFFENEN UNTERRICHT)
In einer kontinuierlich steigenden Anzahl von berufsbildenden mittleren und höheren Schulen
wird seit einigen Jahren Cooperatives Offenes Lernen (COOL) eingesetzt, ein pädagogischer
Ansatz, der auf der Daltonplanpädagogik Helen Parkhursts 13 beruht. Wesentliche Merkmale sind
Freiheit im Sinne von Eigenverantwortlichkeit, freie Zeiteinteilung (budgeting time) und
Kooperation. Um diese Ziele zu erreichen wird mit so genannten Assignments, schriftlichen
Arbeitsaufträgen, gearbeitet, die die Lernenden in freier Zeiteinteilung und frei zu wählenden
Sozialformen bearbeiten. Kooperation bedeutet, dass nicht nur die Schüler/innen lernen,
gemeinsam die gestellten Aufgaben zu lösen sondern auch, dass die Unterrichtenden bei der
Erstellung fächerübergreifender Assignments zusammen arbeiten.
Das Konzept wurde an der Handelsakademie und Handelsschule in Steyr (Georg Neuhauser
und Helga Wittwer) 14 entwickelt und wird besonders seit der Einführung des neuen Lehrplans
(2004) verstärkt eingesetzt, da die geforderten Eckpunkte dieses Lehrplans, wie zum Beispiel
Teamfähigkeit, Eigenverantwortlichkeit und selbst gesteuertes Lernen genau den Prinzipien des
Cooperativen Offenen Lernens entsprechen.
Einen wichtigen Impuls für diese Entwicklung gab unter anderem die Zusammenarbeit der
Handelsakademie Steyr mit dem Betrieb BMW Motoren Steyr, der – wie viele andere Betriebe
auch – genau diese Kompetenzen von seinen Mitarbeiter/innen erwartet; daher müssen diese
Kompetenzen schon frühzeitig, also innerhalb der Schullaufbahn gefördert werden.
Neue Formen des Lernens erfordern neue Formen der Leistungsdokumentation. 15 Sowohl
Prozess- als auch Produktportfolios eignen sich besonders gut, um Schülerleistungen im offenen
Unterricht zu dokumentieren. Das Sprachenportfolio ESP 15+ mit seinem GERS-Bezug, mit
Reflexionsanleitungen und beispielhaften Lernkontrakten gibt Lernenden und Unterrichtenden
ein Instrument in die Hand, das hilft, mit diesen neuen Anforderungen professionell umzugehen.
Wenn neue Formen des Lernens und Arbeitens konvergieren, müssen Mittel und Wege gesucht
werden, um diesen neuen Anforderungen zu entsprechen. Es soll hier nicht der Eindruck
erweckt werden, dass das Europäische Sprachenportfolio für junge Erwachsene (ESP 15+) ein
„Nimbus 2007“ ist, ein neuer Wunderbesen, der sämtliche didaktischen, pädagogischen und
karrierespezifischen Probleme der Anwender/innen löst; es erscheint jedoch legitim darauf hinzuweisen,
dass mit dem ESP 15+ ein Instrument geschaffen wurde, das die Erreichung vieler
der oben genannten Ziele erleichtert und auf breiter Basis unterstützt.
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