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Der sichere Umgang mit fremden Sprachen und Kulturen stellt heute ...

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MARTIN STEGU ibw-Forschungsbericht 143 | Fremdsprachen für die Wirtschaft<br />

Es wäre meines Erachtens unseriös, wenn man sich auf wirtschaftliche Argumente allein verlassen<br />

würde. ‚Die Wirtschaft’ wird – trotz aller seriöser Bedarfsanalysen (siehe weiter unten) – nie<br />

behaupten können, dass jeder Absolvent/jede Absolventin genau so <strong>und</strong> so viele <strong>Sprachen</strong><br />

braucht, <strong>und</strong> unter diesen <strong>Sprachen</strong> auf alle Fälle die <strong>Sprachen</strong> X <strong>und</strong> Y beherrschen muss<br />

(wenn man jetzt einmal von der unumstößlichen Englisch-Notwendigkeit absieht).<br />

So gibt es auch in der Wirtschaftswelt (<strong>und</strong> erst recht an Wirtschaftshochschulen) nach wie vor<br />

viele Stimmen, die meinen, Englisch-Kenntnisse seien genug. Ich formuliere jetzt einmal die<br />

Hypothese, dass die BefürworterInnen einer mehrsprachigen Kompetenz von ManagerInnen<br />

schon von Haus aus „sprachenfre<strong>und</strong>lich“ sind <strong>und</strong> daher die Wichtigkeit von Fremdsprachen<br />

in der Wirtschaft besonders betonen, während sprachenskeptische Personen die Rolle von<br />

<strong>Sprachen</strong> eher heruntermachen.<br />

Daher ist es wichtig, immer wieder wissenschaftlich abgestützte Bedarfsanalysen durchzuführen<br />

– vgl. Archan/Dornmayr 2006 (aber auch Weber 2005, Vandermeeren 1998) -, in denen nicht<br />

nur die allgemeine Nachfrage nach <strong>Sprachen</strong>, sondern auch die Relevanz besonderer<br />

Teilkompetenzen (vgl. Telefonieren, Verhandeln, Verfassen von E-Mails usw.) festge<strong>stellt</strong> werden<br />

können. Einschränkend muss darauf hingewiesen werden, dass die Antworten auf derartige<br />

Fragebögen – die übrigens hauptsächlich wieder von eher ‚sprachenfre<strong>und</strong>lichen’<br />

MitarbeiterInnen ausgefüllt werden – keinen un<strong>mit</strong>telbaren Einblick in den realen Sprachbedarf,<br />

sondern ‚nur’ in den Diskurs über Sprachbedarf bzw. zu diesbezüglichen Einstellungen ermöglichen.<br />

Es können allerdings trotz allem enge Querverbindungen vermutet werden, die<br />

Auswirkungen auf das Sprachlehrangebot <strong>und</strong> auf deren Curricula haben sollten.<br />

Sprachbedarfsanalysen sind immer Reflexe konkreter Unternehmenssituationen, die auch statistische<br />

Tendenzen erkennen lassen, aber trotz allem z. B. die konkrete StudienanfängerIn nicht<br />

von der konkreten Entscheidung befreien, welche <strong>Sprachen</strong>wahl für das Studium getroffen werden<br />

soll. Die meisten Erstsemestrigen wissen eben nicht, ob sie in ihrer beruflichen Zukunft entweder<br />

in Österreich bleiben oder längere Zeit in New York, Warschau, Schanghai, Amman... verbringen<br />

werden.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> könnte man zunächst meinen, dass viele Drittsprachen zumindest aus wirtschaftlicher<br />

Sicht nicht sinnvoll gelernt werden – wenn sich jemand jahrelang <strong>mit</strong> Französisch<br />

herumplagt <strong>und</strong> sich dann plötzlich in einer japanischen Niederlassung wiederfindet oder in<br />

einem Unternehmen, das vor allem Mittel- <strong>und</strong> Osteuropakontakte hat. Wir werden später darauf<br />

zurückkommen, dass ich es trotz allem (auch) in einem wirtschaftlichen Sinn für vertretbar<br />

halte, nicht un<strong>mit</strong>telbar verwertbare <strong>Sprachen</strong> zu lernen, weil es ja auch hier eine ‚indirekte<br />

Rentabilität’ geben kann.<br />

Die erste von mir in Auftrag gegebene Diplomarbeit, die die Sprachwahl von WU-Studierenden<br />

zum Thema hatte, war Polagnoli 2004. <strong>Der</strong> Autor befasste sich vor allem <strong>mit</strong> der Wahl von<br />

Italienisch im Vergleich <strong>mit</strong> Englisch (die meisten IBW-Studierenden, die Italienisch wählen, bele-<br />

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