Cop. quaderni cultura timavese - Taic in Vriaul
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HELMUTH SCHWAP<br />
besiedeln – 625 heißt das Gailtal bereits „Slowenischer Gau“ 8 .<br />
568 wandelt sich das Bild wieder. Die Langobarden weichen dem Druck ihrer<br />
zeitweiligen Bündnispartner, der Awaren und ziehen nach Oberitalien, wo sie e<strong>in</strong><br />
Königreich mit der Hauptstadt Pavia errichten; <strong>in</strong> Friaul wird e<strong>in</strong> Herzogtum mit dem<br />
Hauptort Cividale (dem römischen Forum Iulii, von dem sich der Name Friaul ableitet)<br />
e<strong>in</strong>gerichtet, während das Küstengebiet mit den vorgelagerten Inseln <strong>in</strong> byzant<strong>in</strong>ischer<br />
Hand blieb. Dorth<strong>in</strong>, nämlich nach Grado flüchtete auch der erste Metropolit von<br />
Aquileia, Paul<strong>in</strong>us I. (557-569), der den Titel Patriarch trug.<br />
Die langobardischen Herzöge von Friaul begannen bald damit, unter Ausnützung<br />
der noch vorhandenen römischen Infrastruktur, vor allem des Strassennetzes<br />
Befestigungsanlagen zu errichten; im Süden gegen die Byzant<strong>in</strong>er, im Osten gegen die<br />
Awaren und im Norden gegen die Slawen und die auch bereits <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung tretenden<br />
Baiern. Auch an der Strasse durch den Canale San Pietro wurden solche Anlagen,<br />
„arimannie“ genannt, errichtet (Sezza, Fielis, Sutrio, Cercivento, Rivo, Casteons, Siaio) 9 .<br />
Sie bedienten sich dabei des altbewährten und auch <strong>in</strong> späteren Zeiten noch oft<br />
verwendeten Systems der „Wehrbauern“, bei dem den Siedlern Boden zur Bearbeitung<br />
und Nutzung zugewiesen wurde und sie im Gegenzug Kriegsdienste zu leisten hatten<br />
- bei den damaligen Verkehrsverhältnissen und Kommunikationsmöglichkeiten e<strong>in</strong>e<br />
äußerst effiziente Form der Verteidigungsorganisation. Dies bedeutet aber zweifellos,<br />
dass trotz der slawischen Besiedelung des Gailtals der Handelsverkehr über den Paß<br />
funktionierte, sonst wären sie <strong>in</strong> diesem Ausmaß nicht nötig gewesen. Auch die<br />
Notwendigkeit e<strong>in</strong>es Stützpunktes am Südfuß des Passes ergibt sich aus dieser<br />
Konstellation.<br />
Gamillscheg 10 vertritt auch die Me<strong>in</strong>ung, dass romanische Flüchtl<strong>in</strong>ge aus<br />
B<strong>in</strong>nennoricum von den Langobarden <strong>in</strong> Friaul angesiedelt worden seien, namentlich<br />
<strong>in</strong> jenen Gegenden, die nach Awarene<strong>in</strong>fällen 610 und 644 verödet waren. Er sieht<br />
dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Erklärung für die weitgehende Übere<strong>in</strong>stimmung des Friulanischen mit dem<br />
Alpenromanischen Graubündens und des lad<strong>in</strong>ischen Teils von Südtirol, wo er ähnliche<br />
E<strong>in</strong>wanderungsbewegungen vermutet.<br />
• Das Patriarchat von Aquileia spielte zu dieser Zeit ke<strong>in</strong>e für Tischlwang relevante<br />
Rolle. Durch rund 100 Jahre, von 607 bis 705 bestand als Folge des sogenannten<br />
Dreikapitelstreites das „aquileiische Schisma“ mit zwei konkurrierenden Bischofsitzen<br />
<strong>in</strong> Grado und Aquileia, der e<strong>in</strong>e im byzant<strong>in</strong>isch-orthodoxen E<strong>in</strong>flussbereich gelegen,<br />
der andere im langobardisch-katholischen Gebiet. In dieser Schwächeperiode, <strong>in</strong> der<br />
Aquileia mit sich selbst beschäftigt war, dehnte das Bistum Salzburg durch starke<br />
Aktivitäten <strong>in</strong> der Slawenmission se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss unter anderem im Raum Kärnten<br />
immer stärker aus. Es wurde dar<strong>in</strong> von den Bayernherzögen unterstützt und gefördert,<br />
deren Versuche, dieses Gebiet zu kolonisieren, zu ständigen und heftigen<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzungen mit den nun dort lebenden Slawen führten. Tassilo I. trat dabei<br />
schon 596 <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung und besonders Tassilo III. förderte die Salzburger<br />
Slawenmission unter Bischof Virgil durch Klostergründungen und Kirchenbauten; 772<br />
gelang es ihm letzlich, die Alpenslawen zu unterwerfen und deren Germanisierung begann.<br />
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Quaderni di <strong>cultura</strong> <strong>timavese</strong>