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Cop. quaderni cultura timavese - Taic in Vriaul

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ANMERKUNGEN ZUR GESCHICHTE VON TISCHLWANG<br />

die überkommenen germanischen Wertvorstellungen ersetzten, wenngleich diese vor<br />

allem im rechtlichen Bereich noch stark weiterlebten und sich <strong>in</strong> Italien mit der<br />

romanischen Tradition mischten. Gerade <strong>in</strong> Karnien, an der Sprachgrenze zwischen<br />

Italienisch/Furlan und Deutsch e<strong>in</strong>erseits und Slowenisch andererseits war dies für<br />

die Bevölkerung besonders spürbar und bee<strong>in</strong>flußte das Schicksal und das tägliche<br />

Leben se<strong>in</strong>er Bewohner.<br />

Was waren nun diese Faktoren?<br />

• Man darf sich mittelalterliche Staaten, oder besser gesagt Herrschaftsgebiete<br />

lange Zeit h<strong>in</strong>durch nicht im heutigen S<strong>in</strong>n territorial def<strong>in</strong>iert vorstellen, die<br />

Herausbildung von Territorien ist e<strong>in</strong>e Entwicklung des späten 12. und des 13.<br />

Jahrhunderts (und führte auch zu heftigen Konflikten, unter anderem zwischen den<br />

Patriarchen und ihren Vögten, den Grafen von Görz). Die „Staatsidee“ war vielmehr<br />

auf die Person des Kaisers, Königs, Herzogs, Grafen, etc. als Person ausgerichtet,<br />

der man durch Eid, Huldigung, etc. zu Treue und Gefolgschaft verpflichtet war.<br />

• Die Herrschaftsgebiete waren auch ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong> sich geschlossenen homogenen<br />

E<strong>in</strong>heiten, sondern e<strong>in</strong> kompliziertes Mosaik von Königsgut, Eigenbesitz (Allod) der<br />

Freien und Lehensgütern, deren Inhaber häufig wechselten, die verpfändet, verkauft,<br />

belehnt und verschenkt wurden (sehr häufig an Kirchen und Klöster, um sich e<strong>in</strong>en<br />

Platz im Himmel zu sichern). Die verschiedenartigen Nutzungsrechte daran wurden<br />

ebenfalls verpfändet, verkauft, belehnt, oder verschenkt und durch e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />

Privilegien, Immunitäten und Exemptionen durchlöchert. Dies alles g<strong>in</strong>g natürlich zu<br />

Lasten der Rechtssicherheit, die Beweisführung für, oder gegen behauptete Ansprüche<br />

war oft schwierig und es kam daher häufig zu Ause<strong>in</strong>andersetzungen mit Waffengewalt.<br />

Alle<strong>in</strong> die Def<strong>in</strong>ition von Territorien und Grundstücken war schon schwierig und erfolgte<br />

<strong>in</strong> der Regel nach topographischen Gegebenheiten, oder, wenn dies nicht<br />

möglich war, durch Aufzählung der Nachbarn, wie noch an e<strong>in</strong>em Tischlwanger Beispiel<br />

aus dem 15. Jahrhundert illustriert werden wird. Häufig g<strong>in</strong>gen auch die Urkunden<br />

verloren und wurden e<strong>in</strong>fach als Beweis nachträglich, oder überhaupt gefälscht.<br />

• Der Kampf zwischen Papst und Kaiser um die maßgebliche Autorität im heiligen<br />

römischen Reich deutscher Nation, der nach dem Staatskirchentum der Sachsenkaiser<br />

zum Investiturstreit führte, hatte enorme Auswirkungen durch die Polarisierung des<br />

Adels und der Fürsten <strong>in</strong> Italien und Deutschland. So erhielt Sigehard Friaul „ob se<strong>in</strong>er<br />

getreuen Dienste“, die jedoch vor allem dar<strong>in</strong> bestanden hatten, dass er, ursprünglich<br />

der päpstlichen Partei zugehörig, auf die Seite des Kaisers gewechselt war 15 .<br />

Wechselnde Bündnisse je nach politischem Bedarf und der Bruch von Verträgen<br />

und Sprüchen der (sehr häufig angerufenen) Schiedsgerichte, auch wenn sie noch so<br />

feierlich beschworen und mit Pönalezahlungen bedroht waren, kamen immer wieder<br />

vor, gerade das Patriarchat hatte damit oft schwer zu kämpfen, ob es nun die Görzer<br />

waren, Venedig, Treviso, etc., oder alle geme<strong>in</strong>sam.<br />

• Lehenswesen und Grundherrschaft:<br />

Diese beiden Rechts<strong>in</strong>stitute s<strong>in</strong>d für die soziale Struktur der mittelalterlichen<br />

Gesellschaft von entscheidender Bedeutung. Das Lehen war zum Unterschied vom<br />

Tischlbongara piachlan<br />

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