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MPI Gutachten Vorratsdatenspeicherung - Bundesministerium der ...

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86<br />

Nach den Erkenntnissen aus Nordrhein-Westfalen erstatteten geschädigte Firmen <strong>der</strong> Musikindustrie<br />

bis Ende 2007 zur Identifizierung von Tätern und anschließen<strong>der</strong> Geltendmachung<br />

zivilrechtlicher Ansprüche Strafanzeigen bei den Staatsanwaltschaften. Die Ermittlungsvorgänge<br />

wurden dann nach Feststellung <strong>der</strong> IP-Adressen-Benutzer an die zuständigen Polizeibehörden<br />

zu weiteren Ermittlungen übersandt. Die Strafverfahren wurden i. d. R. mit Hinweis<br />

auf ein Privatklagedelikt durch die Staatsanwaltschaften eingestellt. Auf die bis 2007 festgestellte<br />

starke Zunahme <strong>der</strong> Anzeigen reagierten die Generalstaatsanwaltschaften mit Än<strong>der</strong>ungen<br />

in <strong>der</strong> Verfahrensweise, die dann in einer starken Reduzierung <strong>der</strong> Fallzahlen ab dem<br />

Jahr 2008 führte. Die Anzeigen werden ab 2008 nicht mehr an die Polizeibehörden weitergeleitet.<br />

Damit entfällt eine Erfassung in <strong>der</strong> Statistik. Die Novellierung des Urheberrechtsgesetzes<br />

im Jahr 2008 führte dann zu einem eigenen Auskunftsanspruch gemäß §101 UrHG<br />

sowie zur Einführung einer Grenzziehung, die durch den „gewerblichen Umfang“ markiert<br />

wird. Diese ist in Nordrhein-Westfalen an ca. 3.000 Musik- o<strong>der</strong> 200 Filmdateien orientiert.<br />

Diese Grenzwerte werden offensichtlich nur in Ausnahmefällen erreicht bzw. überschritten<br />

166 . Im Übrigen werden die hohen Aufklärungsquoten bei <strong>der</strong> Softwarepiraterie so erklärt,<br />

dass hier Straftaten in <strong>der</strong> Regel nur bei bekanntem Tatverdächtigen zur Anzeige gelangen,<br />

da Straftaten erst bei Feststellung <strong>der</strong> Tatverdächtigen erkannt werden 167 .<br />

4.3. Kriminalität unter Ausnutzung <strong>der</strong> Informations- und Kommunikationstechnik (IuK-<br />

Kriminalität/Computerkriminalität)<br />

Die so genannte IuK-Kriminalität wird in polizeilichen Lageberichten erst seit kurzem geson<strong>der</strong>t<br />

erfasst 168 . Es geht um Straftaten, die unter Ausnutzung <strong>der</strong> Informations- und Kommunikationstechnik<br />

o<strong>der</strong> gegen diese durchgeführt werden. Eine langfristige Betrachtung <strong>der</strong><br />

Aufklärungsquoten lässt die in <strong>der</strong> Polizeilichen Kriminalstatistik geson<strong>der</strong>t ausgewiesene<br />

Computerkriminalität zu. Hier zeigt sich eine seit dem Jahr 2000 fallende Aufklärungsquote,<br />

wobei <strong>der</strong> Trend auch durch die Einführung <strong>der</strong> <strong>Vorratsdatenspeicherung</strong> 2008 nicht unterbrochen<br />

wird.<br />

Der in Nordrhein-Westfalen für den IuK Bereich festgestellte Rückgang <strong>der</strong> Aufklärungsquote<br />

im Jahr 2009 von 32,1 % gegenüber 2008 (34,7 %) wird durch den Anstieg des Phänomens<br />

Phishing erklärt. Dies wird auch vom Bundeskriminalamt im Lagebericht IuK Kriminalität<br />

2009 dokumentiert. Für das Jahr 2009 wurden dem BKA 2.923 Sachverhalte im Phänomenbereich<br />

des Phishings gemeldet. Im Vergleich zum Jahr 2008 (1.778 Fälle) bedeutet dies einen<br />

Anstieg <strong>der</strong> Fallzahlen um etwa zwei Drittel. Die Aufklärungsprobleme resultieren in<br />

diesem Deliktsbereich ausweislich <strong>der</strong> Angaben des LKA Nordrhein-Westfalen vor allem<br />

daraus, dass <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> Tatverdächtigen über im Ausland liegende Server vorgeht 169 .<br />

____________<br />

166 Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen: Computerkriminalität. Lagebild 2009, Düsseldorf 2010, S. 3.<br />

167 Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen: Computerkriminalität. Lagebild 2009, Düsseldorf 2010, S. 4.<br />

168 Vgl. hierzu Bundeskriminalamt: IuK-Kriminalität. Lagebericht 2009, Wiesbaden 2010, wo (teilweise) ein<br />

Bezug auf den Zeitraum 2006-2009 vorgenommen wird.<br />

169 Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen: Computerkriminalität. Lagebild 2009, Düsseldorf 2010, S. 4.

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