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MPI Gutachten Vorratsdatenspeicherung - Bundesministerium der ...

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2.1. Allgemeine Folgeneinschätzung<br />

164<br />

Wie bereits erwähnt, werden die Folgen etwas zurückhalten<strong>der</strong> bewertet als aus <strong>der</strong> 'Front-<br />

Perspektive' <strong>der</strong> Polizeibeamten (siehe dazu oben Pkt. 1.1. einschließlich Tabelle F-1). Im<br />

Verhältnis zu jenen ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong>er, die den Zeitpunkt für zu früh halten, um ein endgültiges<br />

Urteil abzugeben, etwas höher. Inhaltlich decken sich die Problem- und Folgenbeschreibung<br />

bei<strong>der</strong> Gruppen gleichwohl in allen wesentlichen Punkten. Die Ermittlungsarbeit <strong>der</strong><br />

involvierten Staatsanwälte sei, parallel zu <strong>der</strong>jenigen <strong>der</strong> Polizeibeamten, in vielen Bereichen<br />

erheblich erschwert, aber nicht ganz unmöglich geworden.<br />

Spürbare Konsequenzen ergäben sich sowohl im Hinblick auf den Speicherumfang als auch<br />

auf die Speicherfristen. Diese seien inzwischen so kurz, dass sie häufig schon verstrichen<br />

seien, wenn ein Vorgang zur Staatsanwaltschaft kommt. Manche Daten seien überhaupt nicht<br />

mehr zu erhalten, an<strong>der</strong>e nur während eines kurzen Zeitraumes. Beides beeinflusse die Ermittlungsarbeit<br />

wesentlich, da in <strong>der</strong> Folge zusätzliche Überlegungsschritte und Maßnahmen<br />

erfor<strong>der</strong>lich werden könnten, die nach <strong>der</strong> schulmäßigen Ermittlungsroutine eigentlich nicht,<br />

an<strong>der</strong>s o<strong>der</strong> zu einem an<strong>der</strong>en Zeitpunkt angezeigt wären. Die Ermittlungstaktik und <strong>der</strong> Ablauf<br />

<strong>der</strong> Ermittlungen werden somit durch externe Umstände – die abrechnungsorientierte<br />

Speicherpolitik <strong>der</strong> TK-Unternehmen – wesentlich mitbestimmt.<br />

Bezogen auf konkrete Informationen werden vor allem <strong>der</strong> Verlust <strong>der</strong> eingehenden Nummern,<br />

<strong>der</strong> teilweise Verlust auch <strong>der</strong> Zielwahlsuche sowie die Ausfälle bei den IP-Adressen<br />

und den Funkzelleninformationen, insbes. den Geodaten beklagt. Als problematisch wird<br />

darüber hinaus die Echtzeitabfrage erkannt. An<strong>der</strong>s als gesetzlich in § 100g Abs. 3 StPO vorgesehen,<br />

seien Echtzeitdaten im Bereich <strong>der</strong> Telefonie <strong>der</strong>zeit nur über Maßnahmen gem.<br />

§ 100a StPO zu erlangen, im Bereich des Internets überhaupt nicht.<br />

Beson<strong>der</strong>s betroffen sind nach übereinstimmen<strong>der</strong> Einschätzung <strong>der</strong> Gesprächspartner die<br />

Ermittlungen in allen Delikten, die per Computer begangen werden, sowie in alle Delikten,<br />

die von mehreren Tätern begangen werden und daher Kommunikation erfor<strong>der</strong>n.<br />

Dies wirke sich dann an erster Stelle bei den Ermittlungen im Bereich <strong>der</strong> Internet-<br />

Kriminalität aus, <strong>der</strong>en Aufklärung von <strong>der</strong> Verbindung von IP-Adresse und Anschlussinhaber<br />

abhängig sei. Als konkrete Beispiele werden genannt Kin<strong>der</strong>pornographie, Phishing und<br />

Betrug im Internet. Ein Dezernent berichtet von einem völligen Stillstand <strong>der</strong> Ermittlungen<br />

im IP-Bereich.<br />

Deutlich spürbar sind die Einschnitte nach übereinstimmen<strong>der</strong> Ansicht zahlreicher Gesprächspartner<br />

auch bei <strong>der</strong> Verfolgung von Kapitaldelikten. Diese seien häufig zunächst<br />

Unbekannt-Sachen. Hier sei die Erhebung von Standortdaten von ebenso großer kriminalistischer<br />

Bedeutung wie klassische Kommunikationsdaten. Der Wegfall <strong>der</strong> eingehenden Daten<br />

betreffe konkret insbeson<strong>der</strong>e die Verfolgung von Drohanrufen, Erpresseranrufen und Enkeltrickbetrügern.

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