02.04.2013 Aufrufe

MPI Gutachten Vorratsdatenspeicherung - Bundesministerium der ...

MPI Gutachten Vorratsdatenspeicherung - Bundesministerium der ...

MPI Gutachten Vorratsdatenspeicherung - Bundesministerium der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

94<br />

brauch von Kin<strong>der</strong>n zurückwirkten. So erklärte <strong>der</strong> Innenminister Schleswig-Holsteins, dass<br />

<strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> jetzt noch mit <strong>der</strong> notwendigen Gesetzgebung (<strong>Vorratsdatenspeicherung</strong>) warte,<br />

„unendliches, irreparables und lebenslanges Leid traumatisierter Kin<strong>der</strong> und Jugendlicher“<br />

ignoriere 177 . Die Annahme eines (kausalen) Zusammenhangs zwischen dem Aufkommen an<br />

sexuellem Missbrauch von Kin<strong>der</strong>n, Herstellung von Kin<strong>der</strong>pornografie und Verbreitung<br />

sowie Besitz von Kin<strong>der</strong>pornografie ist aber nicht begründet. Nachvollziehbare Untersuchungen,<br />

dass ein solcher Zusammenhang bestehen könnte, gibt es nicht. Vereinzelt wird in Lageberichten<br />

zur IuK Kriminalität bzw. in Auswertungen von Kin<strong>der</strong>pornografieverfahren darauf<br />

hingewiesen, dass ein laufen<strong>der</strong> Missbrauch von Kin<strong>der</strong>n habe beendet werden können. Für<br />

2008 teilt das LKA Baden-Württemberg einen solchen Fall für Nie<strong>der</strong>sachsen mit, bei einer<br />

Zahl von etwas mehr als 1000 initiierten Verfahren wegen <strong>der</strong> Verbreitung von Kin<strong>der</strong>pornografie<br />

178 . Dies heißt, dass sexueller Missbrauch in Verfahren wegen <strong>der</strong> Verbreitung von<br />

Kin<strong>der</strong>pornografie als Zufallsfund gelten kann, keineswegs geht es um eine quantitativ erhebliche<br />

o<strong>der</strong> Schutzlücken indizierende Zahl von Fällen (angesichts von knapp 11.000 registrierten<br />

Fällen des sexuellen Missbrauchs pro Jahr im Bundesgebiet). Ferner geben die wenigen<br />

systematischen Untersuchungen zum Stellenwert des Internets und einzelner Teilbereiche<br />

des Netzes wenig für die Annahme her, dass kommerziell ausgerichtete Webseiten für die<br />

Verbreitung von Kin<strong>der</strong>pornografie eine signifikante Rolle spielen würden. Aus einer noch<br />

nicht abgeschlossenen Untersuchung, die sich auf das Bundesland Nie<strong>der</strong>sachsen und das<br />

Jahr 2008 erstreckt, sind hierzu einige vorläufige Daten zu entnehmen. Danach spielen kommerzielle<br />

Transaktionen für das Verfahrensaufkommen kaum eine Rolle. Im Vor<strong>der</strong>grund<br />

steht <strong>der</strong> Tausch (in entsprechenden Netzwerken), durch (elektronische) Briefe o<strong>der</strong> MMS.<br />

Das Web und einschlägige (kommerzielle und an<strong>der</strong>e) Webseiten sind von untergeordneter<br />

Bedeutung. Etwa die Hälfte <strong>der</strong> Verfahren kommt durch Zufallsfunde zustande (Untersuchungen<br />

in an<strong>der</strong>en Verfahren beschlagnahmter Computer o<strong>der</strong> Datenträger). Große und/o<strong>der</strong><br />

international angelegte Operationen tragen zum Fallaufkommen wenig bei. Die <strong>Vorratsdatenspeicherung</strong><br />

wird offensichtlich von vornherein nur begrenzt nützlich, da die Auswertung von<br />

Computern und Datenträgern häufig weitaus länger als 6 Monate dauert 179 . Entsprechende<br />

Hinweise ergeben sich aus dem Sicherheitsbericht für die Schweiz und das Jahr 2009 180 . Das<br />

Problem wird in einem Bericht für Sachsen-Anhalt unterstrichen, wo <strong>der</strong>zeit beim Landeskriminalamt<br />

noch 48 Terabyte an Speicher (etwa 364 Millionen Bil<strong>der</strong>) auf eine Auswertung<br />

warten 181 . In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass in Landtagen verschiedentlich<br />

die Frage <strong>der</strong> Belastung <strong>der</strong> Ermittlungsbehörden durch die Auswertung beschlagnahmter<br />

Datenträger thematisiert worden ist. Nach den vorliegenden Auskünften ist die schiere<br />

____________<br />

177 Heise online (www.heise.de) [02.11.2010].<br />

178 Landeskriminalamt Baden-Württemberg: IuK-Kriminalität. Lagebild 2008, Stuttgart 2009, S. 6.<br />

179 Auf <strong>der</strong> Suche nach den Verbreitungswegen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>pornografie. Der Kampf gegen Vergewaltigungsbil<strong>der</strong><br />

im Netz basiert auf falschen Annahmen. Forscher raten <strong>der</strong> Politik, sich nicht auf das WWW zu beschränken,<br />

abrufbar unter www.zeit.de [25. November 2010].<br />

180 Bundesamt für Polizei: Bericht Innere Sicherheit Schweiz 2007, Bern 2008, S. 60.<br />

181 Im Netz <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>schän<strong>der</strong>, abrufbar unter www.faz.net [4.1.2011].

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!