02.04.2013 Aufrufe

MPI Gutachten Vorratsdatenspeicherung - Bundesministerium der ...

MPI Gutachten Vorratsdatenspeicherung - Bundesministerium der ...

MPI Gutachten Vorratsdatenspeicherung - Bundesministerium der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1.2.2. Kriminalitätsbereiche, in denen die Telekommunikation eine beson<strong>der</strong>e Rolle spielt<br />

141<br />

Die Gesprächspartner sollten im nächsten Schritt Kriminalitätsbereiche benennen, bei <strong>der</strong>en<br />

Begehung elektronische Kommunikation typischerweise eine Rolle spielt. Neben den Delikten,<br />

die über Kommunikationsmittel begangen werden, so die einhellige Auskunft, könne<br />

Telekommunikation grundsätzlich in allen Deliktsbereichen eine Rolle spielen. Eine scharfe<br />

Zuordnung zu Phänomenen sei nicht möglich. So könne es vorkommen, dass sich Täter heute<br />

auch im Bereich 'klassischer' Kriminalität ein Tatmittel über das Internet besorgen. Grundsätzlich<br />

könne man unter den heutigen Lebensbedingungen bei keiner Deliktsart ausschließen,<br />

in <strong>der</strong> nicht zu irgendeinem Zeitpunkt kommuniziert werde. Das beginne bei Beleidigung<br />

o<strong>der</strong> Stalking. Auch bei Erpressungen (siehe Beispiel 7) und selbst bei Tötungsdelikten<br />

werde zwangsläufig irgendwann ein Telekommunikationsmedium genutzt. Als Beispiel wird<br />

über ein Ermittlungserfahrungen in einer Mordserie in Zusammenhang mit kurdischen<br />

Rauschgifthändlern berichtet, in <strong>der</strong>en Verlauf aus dem Ausland 50 o<strong>der</strong> 100 Prepaid-Karten<br />

zur Verschleierung geor<strong>der</strong>t worden seien, diese seien dann jede halbe Stunde gewechselt<br />

worden. Als Ausnahme sehen einige am ehesten klassische Beziehungstaten, die spontan<br />

erfolgen; dort spiele Kommunikation für das Tatgeschehen selbst gar keine Rolle.<br />

Bei allen kommunikationsrelevanten Delikten kann dann nach <strong>der</strong> Funktion <strong>der</strong> Kommunikation<br />

unterschieden werden. Auf <strong>der</strong> einen Seite erfolgt die Kommunikation täterseitig, also<br />

intern. Dies könne im Planungsstadium, während <strong>der</strong> Tatausführung o<strong>der</strong> danach geschehen.<br />

Davon ist, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite, die Kommunikation zu unterscheiden, die auf die Opfer<br />

zielt. So riefen Täter vor Begehung eines Einbruchdiebstahls häufig in <strong>der</strong> Wohnung an, in<br />

die sie später einbrechen wollten, um auf diese Weise sicherzustellen, dass niemand zu Hause<br />

ist. Ebenso bedeutsam sei die Anbahnungs-Kommunikation, die gezielt zur Kontaktaufnahme<br />

erfolge. Bei Geiselnahmen, Entführungen und Erpressungen meldete sich <strong>der</strong> Täter heute<br />

zumeist über das Telefon bei dem Opfer, manchmal auch per E-Mail. Auch beim Enkeltrick<br />

(siehe Beispiel 4) und an<strong>der</strong>en Betrügereien zu Lasten älterer Menschen finde kein physischer<br />

Kontakt statt, son<strong>der</strong>n ausschließlich telefonischer. Alle genannten Kommunikationsvarianten<br />

könnten ein entscheiden<strong>der</strong> Ermittlungsansatz sein; dabei spiele keine Rolle ob die<br />

Kommunikation in einem Fall Tatbestandsrelevanz besitze o<strong>der</strong> 'bloße' Ermittlungsmaßnahme<br />

sei.<br />

Weitere Unterschiede seien dann entlang <strong>der</strong> technischen Umstände festzustellen, beispielsweise<br />

ob Mobilfunk o<strong>der</strong> Festnetz genutzt werde o<strong>der</strong> ob sich ein Täter noch alter Technik,<br />

also leitungsvermittelter Kommunikation (analog, ISDN) bediene o<strong>der</strong> sich bereits im Bereich<br />

<strong>der</strong> breitbandigen Kommunikation mit DSL-Anschlüssen bewege. Auch im Bereich <strong>der</strong><br />

mobilen Kommunikation gebe es vielfältige Varianten, indem fremde Anschlüsse angezapft,<br />

Hot-Spots o<strong>der</strong> Internet-Cafés genutzt werden. Dies alles habe dann jeweils spezifische Implikationen<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Datenaufklärung.<br />

Ein Gesprächspartner erklärte den Kern <strong>der</strong> Problematik wie folgt: „Wir leben im Zeitalter<br />

<strong>der</strong> @-Generation. Das soziale Leben verlagert sich mehr und mehr ins Internet. Die Jugend

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!