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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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Annäherung vollzogen wird; müssten weibliche Händler, die es, wenn auch<br />

selten, so doch durchaus in anderen Bereichen gibt, nicht deutlich im Vorteil<br />

sein gegenüber ihren männlichen Kollegen? Am Beispiel der einzigen<br />

Glasperlenhändlerin in Mbauda werde ich dieser Frage nachgehen. Bei<br />

meinen ersten Besuchen in Mbauda hatte ich sie nicht gesehen. Aufmerksam<br />

werde ich, weil ein befreundeter Händler mich auf mein Interesse an<br />

altem Schmuck anspricht. Ich solle in Richtung Straße gehen, dort sei ein<br />

Perlenstand mit altem Halsschmuck aus Perlen. Wie sich herausstellt, ist es<br />

der Stand von Maria. Sie ist 1997 bereits seit mehr als zwei Jahren eine<br />

erfolgreiche Perlenhändlerin und hat einen der größten Stände in Mbauda.<br />

Aus zwei Gründen ist sie eher eine Ausnahme unter den Händlern: Erstens<br />

weil sie unter den Einzelhändlern in der Region Arusha die einzige Frau ist<br />

und zweitens, weil sie in Mbauda nicht nur mit neuen Perlen, sondern auch<br />

mit alten Schmuckstücken handelt. Warum ist Maria die einzige Frau im<br />

einträglichen und expandierenden Geschäft mit Glasperlen? Die Rolle des<br />

Händlers ist möglicherweise in der Kultur nicht mit dem tradierten Bild der<br />

Frauenrolle zu vereinbaren. Und weiter stellt sich die Frage, warum sich<br />

gerade bei der einzigen Frau gebrauchte Schmuckstücke finden.<br />

Glasperlenobjekte sind im traditionellen Kontext keine Ware, allenfalls<br />

werden sie verschenkt oder verliehen. Zur Ware wird Schmuck aber<br />

innerhalb der traditionellen Lebenswelt der Maasai nie. Niemand kauft oder<br />

verkauft Schmuck, man bezahlt höchstens einer Frau die Perlen, die sie für<br />

einen zu Schmuck verarbeitet. Einzig gebrauchter Schmuck und hier meist<br />

auch nur Stücke minderer Qualität kann zur Ware werden, wenn er an<br />

Händler oder direkt Touristen verkauft wird. Zum eigenen Gebrauch kaufen<br />

Maasai nie Secondhand-Schmuck. Es ist also außergewöhnlich, dass<br />

gebrauchter Schmuck als Ware auf einem Markt wie Mbauda auftaucht, der<br />

einzig maasprachige Kunden hat. Sind die Ketten vielleicht als bloße Quelle<br />

für gebrauchte Perlen gedacht? Gebrauchte, neuangefädelte Perlen sah ich in<br />

Mbauda nie. Wenngleich fabrikneue Glasperlen nach lokalen Maßstäben<br />

eine sehr teure Ware sind, so hat sich dennoch kein wirklicher Secondhandmarkt<br />

gebildet. Man fragt sich, warum auch in Arusha ein reger Handel<br />

mit Secondhandkleidung aus Europa existiert, Perlen, die sich eigentlich<br />

nicht einmal abnutzen, dagegen fast nur neu gekauft werden. Man könnte<br />

denken, dass, wenn die Perlen sich selbst nicht abnutzen, ja auch kein<br />

Unterschied für die Käufer erkennbar ist. Dem ist nicht so, werden doch<br />

Perlen nicht lose, sondern angefädelt verkauft, so dass man gebrauchte<br />

Perlen immer an der anderen Fädelung erkennen kann. Weiter sind neue<br />

Perlen (zumindest tschechische) auf einem Strang sehr homogen. Bei<br />

gebrauchten, selbst wenn sie sorgfältig nach Farbe selektiert sind, zeigen<br />

sich immer deutliche Variationen in Farbe und Größe. Die Secondhandkleidung<br />

stammt aus einem völlig anderen kulturellen Kontext; sie wird in<br />

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