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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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Unter einer globalen Ware verstehe ich in Anlehnung an Spittler 3 eine<br />

Ware, die nicht durch den Herkunftsort, sondern durch ihren potenziell<br />

globalen Kundenkreis definiert ist. Das bedeutet, dass Glasperlen nicht per<br />

se globale Ware sind. Spezifische nur für regionale und lokale Märkte<br />

hergestellte Glasperlen wären nicht als globale Ware einzustufen. Doch<br />

diese sind die Ausnahme. Glasperlen sind aufgrund verschiedener Faktoren<br />

eine der, wenn nicht gar die älteste globale Ware – Glasperlen sind die<br />

globale Ware par excellence. 4<br />

Bis in die Gegenwart hat sich die Ethnologie entweder mit Produktion,<br />

Distribution und Konsumtion auf der lokalen Ebene der Akteure befasst und<br />

dabei Verflechtungen über das Lokale hinaus weitgehend ausgeklammert,<br />

oder aber sich mit den Verflechtungen als systemische Strukturen selbst<br />

befasst, ohne diese wiederum auf konkretes Handeln zu beziehen. Im Bezug<br />

auf konkretes Handeln liegt aber gerade eine der Stärken ethnologischer<br />

Analyse. Die vorliegende Arbeit kombiniert eine ethnologische Handlungsperspektive<br />

mit einem durch einen spezifischen Gegenstandsbereich<br />

definierten Rahmen, womit sie Traditionslinien der Volkskunde aufgreift.<br />

Mag es der Volkskunde auch in der Vergangenheit über weite Strecken an<br />

einem ausgeprägten Methoden- und Theoriebewusstsein gefehlt haben, so<br />

kann sie doch, vor allem durch Arbeiten aus dem Museumsbereich, auf eine<br />

mehr als 160jährige Geschichte der intensiven Auseinandersetzung mit<br />

Objekten als Forschungsgegenstand zurückblicken. 5<br />

In der volkskundlichen Sachkulturforschung dienen Objekte seit langem<br />

als Indikatoren für kulturelle Prozesse und gesellschaftliche Zusammenhänge.<br />

So nutzt etwa Gerndt Kleidung, um über sie als Indikator zu einem<br />

weiterreichenden Verständnis sozio-ökonomischer und sozio-kultureller<br />

Entwicklungen zu gelangen. 6 Im Laufe der Zeit sind für fast alle Gegenstandsbereiche<br />

volkskundliche Arbeiten entstanden. Exemplarisch ist<br />

Kerkhoff-Haders Monographie aus dem Jahr 1980 über die Lebens- und<br />

Arbeitsformen der Töpfer in der Südwest-Eifel. Kerkhoff-Hader gibt darin<br />

ein umfassendes Bild der historischen, technischen, sozialen und kulturellen<br />

3 Spittler 2002a: 25, 28.<br />

4 Ich werde im Verlauf der Arbeit auf die einzelnen Faktoren ausführlich eingehen: Das wären<br />

auf der Seite der Produktion z.B. Faktoren, die eine Produktion für lokale Märkte unrentabel<br />

machen. Weiter sind Glasperlen die ideale Fernhandelsware: günstige Wert-Volumen-<br />

Gewicht-Ratio, Haltbarkeit und ein fast universelles Bedürfnis, rsp. Nachfrage in allen<br />

Gesellschaften.<br />

5 Zu den frühen Quellen zählt z.B. Schnapper-Arndts sozialstatistische Untersuchung von fünf<br />

Dorfgemeinden im Hohen Taunus aus dem Jahr 1883. Der Bogen spannt sich weiter über<br />

die Arbeiten von Fél & Hofer (1974) bis hin zur Gegenwart (hier z.B. Kerkhoff-Hader<br />

1980). Zur Kritik am fehlenden Methodenbewusstsein der Volkskunde s. Gerndt 1972: 195<br />

und zur Bedeutung von Objekten bzw. „Kulturgütern“ Wiegelmann 1995: 15f.<br />

6 Gerndt 1986: 117ff.<br />

4

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