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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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beginnt sich konsequent von diesem Handel abzuwenden. Schon 1772<br />

erklärt der Lord Chief Justice of England, Lord Mansfield, dass ein Rechtsstand<br />

als Sklave nur auf positivem Recht fußen könne, da dieses in England<br />

nicht gelte, sei jeder Sklave auf englischem Boden automatisch frei. Seit<br />

1807 ist es jedem britischem Staatsbürger verboten, im Sklavenhandel tätig<br />

zu sein, und 1833 wird die Sklaverei im gesamten Britischen Empire<br />

verboten. England war einerseits die Nation, die am stärksten vom Sklavenhandel<br />

profitierte, die also auch das größte Interesse daran hatte, diesen<br />

fortzusetzen, die aber gleichzeitig auch die stärkste Gegnerschaft hervorbrachte.<br />

Neben den ethischen Argumenten sprechen für Großbritannien<br />

ebenso starke materielle Interessen für die Sklaverei wie dagegen. Es<br />

entscheidet sich gegen die Interessen der Pflanzer, Sklavenhalter und<br />

Sklavenhändler für den Freihandel ohne Sklaverei. Aus der Position kaum<br />

angefochtener Vormacht im Welthandel können Güter wie Zucker und<br />

andere tropische Produkte günstiger auf dem Weltmarkt von anderen<br />

Produzenten erworben werden, als von den eigenen Pflanzerkolonien. Vor<br />

allem ist Großbritannien daran interessiert, eigene Produkte innerhalb dieses<br />

Handels auf den Weltmarkt zu bringen. Das bedeutet bezogen auf Ostafrika,<br />

dass sich die Briten nicht mehr, wie die Portugiesen zuvor, damit begnügen,<br />

den Austausch von Waren zwischen Indien und Ostafrika zu kontrollieren<br />

und abzuschöpfen, sondern dass sie jetzt ihre eigenen Waren verkaufen<br />

wollen. Dies sind hauptsächlich Textilien. Glasperlen produzieren die Briten<br />

zwar nicht selbst, doch bilden sie zusammen mit Metalldraht die ideale<br />

Ergänzung zum Haupthandel mit Textilien. So ist z.B. der Weg der Karawanen<br />

von steten kleineren und größeren Zahlungen von Wegzöllen etc.<br />

begleitet, die idealerweise in Perlen und Draht geleistet werden. Es sind also<br />

primär nationale britische Interessen, günstiges Rohmaterial für die<br />

nationale Produktion und günstige Kolonialwaren zur Versorgung der<br />

Bevölkerung nach Großbritannien zu bringen. Das ist eine durchaus neue<br />

Qualität im globalen Handel, es ist wirklicher Freihandel, der angestrebt<br />

wird und der, zumal aufgrund der eigenen Vormacht, auch die größten<br />

Profite verspricht.<br />

Innerhalb dieser allgemeinen Betrachtungen ist es durchaus möglich, den<br />

Blick wieder auf Glasperlen zu richten: Bis zu diesem Punkt sind die großen<br />

Handelsnationen wie Portugal und die Niederlande primär Händler, die kein<br />

oder nur ein geringes Interesse an eigener Produktion haben. Sie kaufen,<br />

verkaufen oder besteuern die Produkte anderer Nationen. Großbritannien<br />

dagegen verbindet die Rollen des Produzenten und des Händlers. Produziert<br />

wird primär für den Weltmarkt. Bemerkenswert ist, dass es im Fall der<br />

Glasperlen, die wie kaum ein anderes Produkt mit dem überregionalen<br />

Handel verbunden sind, keine größeren Anstrengungen Großbritanniens<br />

gibt, eine eigene Produktion aufzubauen. Warum dies so ist, lässt sich

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