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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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500<br />

Zásada mehr als 1.000t Glasperlen auslieferungsfertig auf Lager. JABLONEX<br />

als Exporteur betreibt keine eigen Lagerhaltung. ORNELA hat allein 50<br />

Arbeiter angestellt, die in Zásada Perlen hacken, hinzu kommen weitere<br />

zehn, die in Desná arbeiten. 400 Frauen sind angestellt, die in Heimarbeit<br />

die Glasperlen anfädeln. Jeden Tag werden etwa zehn Tonnen Rocailles<br />

produziert, wovon 40 % als Bündel verpackt werden, der Rest lose. Weitere<br />

vier Tonnen Stangl werden jeden Tag zu Stiftperlen verarbeitet. Die Kosten<br />

für ein Kilogramm lose Rocaillesperlen betragen sechs US-Dollar, für die<br />

angefädelten erhöht sich die Summe um weitere zwei US-Dollar auf acht<br />

US-Dollar.<br />

15.2 Standorte der Glasperlenproduktion als industrial<br />

districts<br />

Um das Phänomen Gablonzer Industrie zu verstehen, ist es sinnvoll,<br />

wirtschaftswissenschaftliche Diskurse heranzuziehen. Dabei zeigen sich<br />

Begriffe wie economies of scale versus economies of scope,<br />

Flexibilisierung, flexible Produktionssysteme, flexible Spezialisierung,<br />

vertikale Desintegration und industrial districts als zentral. Letzterer ist ein<br />

Schlüsselbegriff, unter dem das Phänomen Gablonzer Industrie als Ganzes<br />

gefasst werden kann. 670<br />

Unter dem Begriff economies of scale wird in den Wirtschaftswissenschaften<br />

eine Entwicklung gefasst, die das 19. und 20. Jh. stark geprägt hat.<br />

Angesichts wachsender Nachfrage nach Massengütern reagiert die Industrie<br />

mit einer Steigerung der Produktion. Mit steigenden Stückzahlen sinken die<br />

durchschnittlichen Herstellungskosten, woraus wiederum eine Tendenz zu<br />

größeren Produktionsanlagen folgt. Was Ursache und was Folge war, also<br />

ob Massenkonsum Massenproduktion bedingt oder umgekehrt, muss hier<br />

außen vor bleiben. Economies of scale führen zu einer Konzentration der<br />

Produktion in großen Betrieben. Diese stellen in großen Mengen eine<br />

standardisierte, kleine Produktpalette her. Diese Entwicklung lässt sich sehr<br />

gut in der Glasindustrie des 19. und 20. Jh. beobachten: Kleine handwerkliche<br />

Betriebe und Manufakturen, in denen manuell Hohlglas und Flachglas<br />

gefertigt wird, werden im Laufe der Jahrzehnte von großen Industriebetrieben<br />

abgelöst, die in Produktionsstraßen mit Wannenöfen riesige Stückzahlen<br />

fertigen. Auch in der Perlenfertigung, bei der Produktion von Stangenglas<br />

und der Fertigung von Schmelz- oder Hackeperlen lassen sich economies<br />

of scale erkennen, in den anderen Bereichen der Perlenproduktion<br />

670 Als ideales Beispiel für flexible Produktionskonzepte in vernetzten Strukturen eines<br />

industrial districts können das Dritte Italien (so wird die Region Emilia Romagna rund um<br />

die Stadt Modena genannt) und die Gablonzer Industrie genannt werden. Studien, die das<br />

Konzept des industrial district auf die historische Gablonzer Industrie anwenden, liegen<br />

bislang aber noch nicht vor.

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