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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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Helfer war: Boniphace 101 , ein junger Ilarus. Heute betreibt er einen kleinen<br />

Frisörsalon, 1997 war er auf der Suche nach Arbeit und wurde für mich<br />

Assistent und Kamerad. Weiter sind da Mama Nasieku, eine starke, kluge<br />

Frau und überaus erfolgreiche Händlerin; Philemon, ein sympathischer<br />

junger Mann, der bereits die ersten Sprossen auf der Erfolgsleiter als<br />

Händler erklommen hat; Shabbir M. Abdaiali und sein Vater, die einen<br />

Curioladen betreiben und deren liebenswürdige Art wohl auch Teil ihres<br />

geschäftlichen Erfolges ist. Ebenso freundlich und offen begegneten mir die<br />

Essajee-Brüder und ihr Vater, auch sie wie die Abdaialis Bohras, also<br />

Angehörige einer kleinen und in Ostafrika überaus erfolgreichen schiitischen<br />

Minderheit. Weiter ist da die Familie Esmail, die früher eines der<br />

zwei großen Perlengeschäfte in Arusha betrieben. Andrew, ein Konditor und<br />

Perlengroßhändler aus Kampala, ist ein weiterer wichtiger Akteur. Vergeblich<br />

versuchte er auf Arushas Märkten sein Glück mit indischen Perlen.<br />

In Monduli, etwa 40 km westlich von Arusha, lebt der ehemalige Perlenhändler<br />

Mzee Ali. Mzee ist im Swahili die respektvolle Anrede für einen<br />

alten Mann. Bei Ali, von dem es heißt, er sei über 100 Jahre alt, ist sie Teil<br />

des Eigennamens geworden. Noch zu Zeiten der deutschen Kolonialherrschaft<br />

kam er als kleiner Junge nach Tanga, von wo er später nach Arusha<br />

ging. Mit Packeseln zog er bis zum Ngorongorokrater und verkaufte<br />

Glasperlen und einfache Haushaltswaren an die Maasai. 102<br />

Es wären noch viele andere zu nennen, so auch die, die nur in den Erzählungen<br />

meiner anderen Informanten auftauchen, so wie Esmail Ismael der<br />

Großhändler in Arusha war und von dem Ali seine Waren bezog. Er war<br />

über Jahrzehnte der größte Einzelhändler in Arusha. Ebenso wie Ali war er<br />

bereits in der deutschen Kolonialzeit nach Tanganjika gekommen, sein<br />

Name findet sich sogar in den frühen Ausgaben des deutschen Kolonialatlas.<br />

Ismael, ein Ismaili, verließ wie fast alle seiner Glaubensgenossen das<br />

sozialistische Tansania, als die Bedingungen für Unternehmer unerträglich<br />

101 Boniphace ist kein Pseudonym, doch in anderen Fällen verwende ich nicht die wirklichen<br />

Namen; wo es möglich ist, beschränke ich mich darauf, nur Vornamen zu verwenden. Viele<br />

Personen lassen sich anhand meiner Beschreibungen recht einfach identifizieren. Aber es<br />

geht in dieser Arbeit oft um Geschäftliches, in Ausnahmen auch um Grenzbereiche der<br />

Legalität, etwa dort, wo Schmuggel oder Hehlerei Gegenstand der Betrachtung sind. Immer<br />

aber bildet ein Vertrauensverhältnis zwischen den Informanten und mir die Grundlage für<br />

den Informationsaustausch. Bereits Max Weber weist auf die zentrale Rolle hin, die Vertrauen<br />

als Grundlage allen Handels spielt, gleiches gilt für das Reden über Handel. Immer<br />

musste ich mir dieses Vertrauen erwerben, kaum einmal brachte das erste Gespräch, in dem<br />

ich noch gänzlich Fremder war, verwertbare Informationen. Jetzt aber mache ich die Informationen,<br />

die ich erhielt, gänzlich Fremden zugänglich. Ein Widerspruch, den ich nicht<br />

lösen kann.<br />

102 Vgl. dazu Dobler & Vierke 2001.<br />

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