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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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zunehmend schwieriger. Gleichzeitig nimmt auch die Nachfrage nach<br />

Glasperlen bis Ende der 1980er stetig ab. Seit Anfang der 1990er Jahre<br />

findet in Mzee Alis Laden kein Verkauf mehr statt<br />

Auch in den Jahren zwischen 1970 und 1990 geht es Mzee Alis Familie<br />

nicht schlecht, aber es gibt größere Probleme. Zwar trifft die Verstaatlichung<br />

die Familie nicht und auch der Umstand, dass er Somali ist, bedeutet<br />

zu keinem Zeitpunkt einen Nachteil, denn alle Mitglieder seiner Familie<br />

haben tansanische Pässe. Das größte Problem für Händler allgemein ist in<br />

dieser Zeit die Beschaffung von Waren. Großhändler und Im- und Exporthändler<br />

sind in weitaus größerem Umfang staatlichen Restriktionen<br />

ausgesetzt als die kleinen lokalen Händler wie Mzee Ali. Der Im- und<br />

Exporthandel wird weitgehend verstaatlicht und viele zumeist indische<br />

Händler verlassen das Land. Die Konsequenz ist, dass dem Einzelhandel<br />

vielfach die Versorgung mit Waren fehlt. Anfang der 1970er verlässt<br />

Hassan Ali Mohamed, der Betreiber des INDIA-STORES, von dem Ali und<br />

viele andere Händler über Jahre ihre Waren bezogen wie fast alle Ismaelis<br />

Tansania. Aga Khan kann für seine Anhänger Aufenthaltsgenehmigungen in<br />

Kanada, den USA und Großbritannien beschaffen. Die meisten Ismailis aus<br />

Arusha gehen nach Nordamerika. Hassan Ali Mohamed erhält für sich und<br />

seine Familie Aufenthaltsgenehmigungen in Kanada und bald darauf auch<br />

die kanadische Staatsbürgerschaft. Mit ihm verlässt der größte Anbieter von<br />

Perlen Arusha. Es gibt nur noch einen weiteren lokalen Großhändler, doch<br />

auch der gibt 1984 den Handel mit Glasperlen auf. Für Mzee Ali bedeutet<br />

das, dass er große Schwierigkeiten hat, Waren zu besorgen, und so gibt auch<br />

er den Handel mit Glasperlen ganz auf. Seine Frau bleibt aber weiter als<br />

Händlerin aktiv, nur stellt sie ebenso wie der letzte Glasperlengroßhändler<br />

in Arusha ihr Geschäft von Glasperlen auf Stoffe um. Bis 1999 war sie eine<br />

der besten Kundinnen in Abdul Razak Esmails Laden, dem führenden<br />

Spezialgeschäft für Maasaistoffe und ehemaligen Glasperlengroßhandel. 156<br />

Mzee Ali verkörpert die Geschichte des Perlenhandels in der Region<br />

Arusha von den ersten Anfängen bis in die Zeit der Unabhängigkeit.<br />

Wanderhändler wie er waren es, die in den ersten Jahrzehnten der Kolonialzeit<br />

als Pioniere in der Region Arusha feste Vertriebsstrukturen für koloniale<br />

Waren wie Perlen, Draht und Textilien erschlossen. Sie waren aber nicht<br />

die ersten, die europäische Güter hierher brachten. In einem späteren Kapitel<br />

156 1984 stellt der Sunni Abdul Razak Esmail sein komplettes Angebot von Perlen auf Stoffe<br />

um. Sein Vater Mohamed Esmail betreibt in den gleichen Ladenräumen schon vor dem<br />

Zweiten Weltkrieg den neben dem INDIA STORE zweiten wichtigen Perlengroßhandel<br />

Arushas. Die Esmails kooperieren in dieser Zeit mit einem kleinen Einzelhändler, der<br />

unmittelbar vor ihrem Laden Perlen in einzelnen Strängen verkauft. Heute hat an der gleichen<br />

Stelle ein selbständiger Schneider seine Nähmaschine aufgebaut und verarbeitet die<br />

Stoffe aus Esamils Geschäft. Er säumt sowohl die, die Esmail noch verkaufen will, wie auch<br />

solche, die Kunden bereits gekauft haben.

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