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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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202<br />

schläuchen von Lkws oder Dichtungen hergestellt. Auf dem Land verwenden<br />

die Frauen alte Teile aus ausgeschlachteten Autos. Die Gruppe der<br />

Frauen am Clock Tower verwendet fast nur neue Stücke. Selbst zu Großhandelspreisen<br />

ist eine Dichtung allein aber schon teurer als später das<br />

fertige Armband. Der Nachschub wird sichergestellt durch Jungen, die in<br />

Autowerkstätten arbeiten. 190 Sie kennen die Frauen und wissen, dass sie<br />

dort immer ein paar hundert TSh für die schwarzen Gummiringe bekommen.<br />

Auch in diesem Fall fällt es den Frauen in der Gruppe leichter,<br />

optimale Nachschubstrukturen zu schaffen und aufrechtzuerhalten. Sie sind<br />

das ganze Jahr über an einem zentralen Ort, jeder Händler weiß, dass er dort<br />

fast immer Nachfrage besteht. Das heißt allerdings nicht, dass er immer<br />

einen guten Preis erzielen kann, eher im Gegenteil. Die Konkurrenz unter<br />

den Händlern, die zu den Frauen kommen, ist groß, aber wenn sie sehr<br />

günstig anbieten, finden sie meist einen Käufer. Das bringt den Frauen im<br />

Schnitt günstigere Einkaufspreise, als es irgend eine andere Frau erzielen<br />

könnte, und bedeutet für die Händler eine gewisse Sicherheit, was den<br />

Absatz angeht.<br />

Zwei weitere Händler- oder Zulieferergruppen müssen noch erwähnt<br />

werden: Die Frauen machen einen großen Teil ihres Umsatzes nicht mit<br />

selbstgefertigter, sondern mit zugekaufter Ware. Nur in seltenen Fällen sind<br />

dies neue Produkte – schließlich könnten sie diese selbst fertigen. Lesinoi<br />

kauft z.B. gelegentlich Schlüsselanhänger aus Leder, die mit Perlen bestickt<br />

sind. Sie werden von einem Händler aus Kenia in größeren Mengen derart<br />

günstig angeboten, dass sich eine eigene Herstellung nicht lohnt. 191 Der<br />

ganz überwiegende Teil der nicht selbst hergestellten Ware ist aber gebrauchter<br />

Perlenschmuck. Dieser stammt aus zwei Quellen: Einmal von<br />

Händlern, die zu den Frauen kommen, zum anderen von Frauen, die ihren<br />

eigenen alten Schmuck oder ererbte Stücke verkaufen wollen. Sie geben<br />

ihren Schmuck einer der Frauen in Kommission.<br />

Nur die vier alten Frauen verfügen über genug Kapital, um Ware zur<br />

Ergänzung der eigenen Produktion dazu kaufen zu können. Fast jeden Tag<br />

kommen junge Männer zu ihnen und bieten alten Perlenschmuck an. So<br />

kommt an einem Dienstag Nachmittag im Februar 1998 ein junger Mann<br />

um die zwanzig zu den Frauen. Er ist mit dem Fahrrad gut 40 km in die<br />

Stadt gefahren. Er hat von den Frauen gehört, war aber selbst noch nie am<br />

Clock Tower. Ohne Probleme hat er die Frauen gefunden. Nach einer<br />

kurzen Begrüßung fragt er, ob sie Interesse an isosin hätten. Er spricht Maa.<br />

190 „Sie sind nicht teuer [...] für Jungs ist es sehr einfach, so etwas Kleines mitgehen zu lassen.“<br />

(Ngaiseri Paulos 1998).<br />

191 Da sie zum Materialwert der Perlen angeboten werden, vermute ich, dass ihre Herstellung in<br />

irgendeiner Form subventioniert wird. Möglicherweise stammen sie aus einem kenianischen<br />

Entwicklungshilfeprojekt.

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