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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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reisenden Händler sah, dann waren diese immer in einer Plastiktüte verstaut.<br />

Die Perlen selbst lassen als Ensemble folgende Aussagen zu:<br />

Die Farbzusammensetzung der Rocaillesperlen (sehr viele weiße und<br />

rosane und deutlich weniger schwarze und grüne Perlen) weist auf einen<br />

Gebrauchskontext im Gebiet der Kikuyu, also im südöstlichen Kenia, hin.<br />

Die wenigen größeren Perlen sind für mich nicht eindeutig zuzuordnen,<br />

abgesehen davon, dass es sich nicht um typische Perlen tansanischer<br />

Ethnien handelt. Das Alter der Perlen kann insoweit bestimmt werden, als<br />

dass sie nicht neu, sondern gebraucht sind, und dass sie nach Farbe und<br />

Glasbeschaffenheit sowie Form der gedrückten Perlen in der Zeit zwischen<br />

etwa 1930 und 1960 hergestellt wurden. Die Rocaillesperlen könnten<br />

böhmischer oder venezianischer Provenienz sein, nicht aber indischer oder<br />

japanischer. Die gedrückten Perlen dagegen sind eindeutig Produkte der<br />

Gablonzer Industrie, wobei deutsche oder tschechoslowakische Herkunft<br />

möglich ist.<br />

Die genaue Betrachtung des Fragments der Böhmischen Perle zeigt, dass<br />

die Bruchstelle senkrecht zum Loch verläuft. Das bedeutet, dass es immer<br />

noch eine im Umfang geschlossene Perle ist, sie somit auch nicht aus einer<br />

ansonsten intakten Kette herausgebrochen sein kann. Die Kette muss also<br />

geöffnet worden sein, um die Perle zu lösen, oder die Schnur ist gerissen.<br />

Man kann also davon ausgehen, dass sie als Teil des Perlenmixes in den<br />

Laden kam. Die Perle, wäre sie noch komplett, hätte in etwa einen Durchmesser<br />

von 9 mm mit einem großen Loch von 5 bis 6 mm gehabt. Mit wenig<br />

mehr als einem Zentimeter Länge ist sie etwa so lang wie dick. Die Außenfläche<br />

ist mehrfach in Facetten abgeflacht. Das Glas ist an der Oberfläche<br />

von mattblauer, opaker Farbe, an der Bruchkante zeigt es sich aber in einem<br />

kräftigeren schimmernden, möglicherweise sogar transluzenten Blau. Dies<br />

könnte zum einen als Spuren längeren Gebrauchs gesehen werden. Das<br />

Merkmal kann jedoch auch die Folge eines charakteristischen Produktionsprozesses<br />

sein. Im Fall der Böhmischen Perle ist nämlich die Oberfläche<br />

durch das Schleifen, je nach anschließendem Polieren, deutlich matt und<br />

muss somit nicht unbedingt auf längeren Gebrauch verweisen.<br />

Der Versuch der Rekonstruktion der Geschichte des Perlenfragments<br />

führte bisher dazu, dass es mit den anderen Perlen zusammen in den Laden<br />

gekommen ist, es wird sicher nicht einzeln dorthin gelangt sein. Wenn dem<br />

so war, kann weiter geschlussfolgert werden, dass die Perle aus dem<br />

Hinterland der kenianischen Swahiliküste, genauer dem Gebiet der Kikuyu<br />

stammt. Vermutlich wurde sie dort zum letzten aber auch zum ersten Mal<br />

als Schmuck gebraucht. Letzteres ist aber schon deutlich eine Vermutung.<br />

Über den Zeitpunkt, wann die Perle dorthin kam, und auch über den Weg<br />

kann bislang keine Aussagen gemacht werden.

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