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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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327<br />

als wichtigster Indikator für den Handel zwischen Swahiliküste und<br />

Hinterland. Es ergibt sich folgendes Bild: In der Zeit vor der Mitte des<br />

12. Jh. sind Glasperlen auch an der Küste selbst ausgesprochen selten,<br />

obwohl in Indien bereits zu diesem Zeitpunkt seit mehr als 1000 Jahren<br />

Perlen gefertigt werden, werden sie in dieser Zeit nicht in nennenswertem<br />

Umfang nach Ostafrika gehandelt. Das verstärkte Auftreten von Glasperlen<br />

als Handelsware ist dann in engem Zusammenhang mit dem im 12. Jh.<br />

erblühenden islamischen Handel entlang der Swahiliküste zu sehen. Es<br />

dauert jedoch noch recht lange, bis sich Glasperlen auch im Hinterland als<br />

Handelsware durchsetzen. Erst im 15. Jh. kann man davon sprechen, dass sie<br />

die Muschel- und Eischalenperlen als Handelsware verdrängt haben. Zu<br />

wirklicher Bedeutung gelangen sie als Handelsware erst mit dem Karawanenhandel<br />

des 19. Jh. Bis dahin dominiert im Hinterland der Austausch<br />

zwischen benachbarten lokalen Produzentenmärkten. Glasperlen gehören zu<br />

den wenigen Waren, die aus weit entfernter Produktion stammen. Von<br />

überregionalem Handel kann dennoch nicht gesprochen werden. Vielmehr<br />

dringen Glasperlen langsam von einer Gruppe zur nächsten westwärts. Erst<br />

seit dem 16. Jh. im portugiesischen Elfenbeinhandel in Mosambik spielen<br />

Glasperlen nach Textilien eine wichtige Rolle als Handelsware. Daran, dass<br />

Textilien immer deutlich vor Glasperlen rangieren, ändert sich auch im<br />

aufkommenden Karawanenhandel des 19. Jh. nichts.<br />

Die relativ geringe Dichte von Glasperlenfunden bei jeweils einzelnen<br />

Grabungen, zusammen mit der weiten Streuung dieser grundsätzlichen<br />

Vorkommen weisen darauf hin, dass erst mit dem schon ausgeprägten<br />

Karawanenhandel ein einzelner Ort an der Küste mit einem weit entfernten<br />

Ort im Hinterland verbunden wird. Zuvor jedoch erfolgt der Handel über<br />

viele Stationen und Mittelsmänner. So handeln z.B. im frühen 19. Jh.<br />

Kambakarawanen aus dem Hinterland mit im unmittelbaren Küstenhinterland<br />

siedelnden Nyika. Diese handeln mit den Swahili der Küste. Die<br />

Kamba wiederum tauschen Waren mit mehreren anderen Gruppen wie den<br />

Kikuyu, um Elfenbein für den Küstenhandel zu erhalten. Die Kikuyu<br />

erhalten einen Großteil des Elfenbeins von den Athii. Glasperlen von der<br />

Küste, die als Tauschware in diesem Elfenbeinhandel dienen, werden vier<br />

oder fünf Mal für Transaktionen verwendet. Dies erklärt, warum Perlen in<br />

geringer Dichte, dafür in weiter Streuung im Hinterland zu finden sind. 332<br />

Dass Glasperlen ein ideales Handelsgut im Karawanenhandel sind, wird<br />

deutlich, wenn man den Wert der Glasperlen in Relation zu den afrikanischen<br />

Exportwaren sieht. Amerikanische Händler berichten, dass Anfang<br />

des 19. Jh. ein Stoßzahn von 140 Pfund schon für einen Strang Glasperlen<br />

oder eine kleine Spule Messingdraht zu haben ist. Bis zu den 1840er Jahren<br />

332 Thorbahn 1979: 167ff.

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