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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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162<br />

Verwendung mehr findet oder die Frauen dringend Bargeld benötigen. 170<br />

Fakultativ ist Perlenschmuck also stets eine Ware.<br />

Ein Gegenstand kann seine Gebrauchsfunktion verlieren, wenn er beschädigt<br />

ist und kann somit zum Verkauf freigegeben werden. Ältere<br />

perlenverzierte Kalebassen, die nicht mehr dicht sind, finden sich z.B.<br />

häufig unter dem Souvenirangebot in der Stadt. Andere Gegenstände sind an<br />

bestimmte Kontexte gebunden. Ein olkila 171 , ein perlenbestickter Rock,<br />

wird nur zu bestimmten zeremoniellen Anlässen wie dem eunoto 172<br />

getragen. Stehen derartige Rituale für eine Frau in ihrem Leben nicht mehr<br />

an, so ist der Rock für sie ohne weiteren Gebrauchswert. Das Leder eines<br />

solchen olkila ist durch den Gebrauch im Laufe der Jahre meist stark in<br />

Mitleidenschaft gezogen worden, so dass für die jungen Frauen lieber ein<br />

neuer olkila gefertigt wird, zumal sich im Laufe der Zeit oft auch die<br />

bevorzugten Formen und Farben geändert haben. Es bleibt also die Möglichkeit,<br />

die Perlen abzutrennen und wiederzuverwenden, was häufig getan<br />

wird, da sich die Perlen selbst in Jahrzehnten kaum abnutzen. Dennoch<br />

werden die meisten Frauen einen solchen alten Rock verkaufen, wenn sich<br />

die Möglichkeit dazu bietet und lieber neue Perlen in den passenden Farben<br />

kaufen. Neue Perlen werden älteren, gebrauchten vorgezogen.<br />

Da während meines Forschungsaufenthaltes 97/98 für die illandis abzusehen<br />

war, dass ihre Zeit als ilmurran zu Ende gehen würde, 173 verkauften<br />

viele von ihnen den Schmuck, den sie als ilmurran getragen hatten. Auch<br />

der Schmuck, den Frauen verkaufen, ist alt oder ererbt und wird nicht mehr<br />

gebraucht. Die meisten Objekte, die in Arusha auf diesem Wege auf den<br />

Markt kommen, sind von Frauen der ilmakaa (das olaji 174 der zwischen<br />

1969 und 1976 Beschnittenen). Männerschmuck ist in der Regel von<br />

Männern der illandis, also zehn bis 16 Jahre alt. Bestätigt wird diese<br />

Aussage, wenn man sich die Objekte in den Souvenirläden anschaut:<br />

170 Ich beziehe mich hierbei auf Interviews im Simanjiro und Monduli Distrikt. Frauen, die<br />

Perlenarbeiten kommerziell fertigen sagen, dass dies etwas Besonderes sei und vom üblichen<br />

Umgang mit Perlenarbeiten abweiche, da Perlenarbeiten sonst nicht gegen Geld<br />

gehandelt würden.<br />

171 olkila / ilkilani leather skirt full of glass beads (sometimes also without glass beads) [uintv02];<br />

enkila / inkilani small cloth, skirt (Klumpp 1987: 288).<br />

172 Dem Ritual, durch das der Übergang eines jungen Mannes vom murran zum Junior Elder<br />

markiert wird.<br />

173 Die Zeremonie des olng'esher markiert für die ilmurran das Ende der Zeit als ilmurran. Mit<br />

dem olng'esher erhalten die jungen Männer die soziale Reife, d.h. die Möglichkeit zu<br />

heiraten, einen eigenen Haushalt zu gründen und voll am politischen Leben teilzuhaben. Mit<br />

olng’esher erhält eine Altersklassen auch ihren endgültigen Namen. Das Haar der Männer<br />

wird geschnitten, fortan tragen sie kaum noch Schmuck.<br />

174 „A pair of divisions [olporror] forming an age-set (Olaji) on a fourteen year cycle“ (J.<br />

Galaty: 1993, S. 80)

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