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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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dann Perlen fertigten. Doch bereits zu Zeiten von Keeß, also Anfang des<br />

19. Jh. verwenden auch sie fast nur noch Glasstangen aus Gablonz. 61 Wird<br />

Glas zur Weiterverarbeitung an Perlenmacher geliefert, so ist die gebräuchliche<br />

Form die Stange. 62 Im Transsaharahandel gingen die Glasbroden in<br />

Richtung Westafrika, was insofern auch Sinn macht, als durchaus ein<br />

Bedarf für Glas in dieser Form bestand. Im Gegensatz zu Ostafrika existiert<br />

in Westafrika, vor allem in Ghana, eine Tradition der Herstellung von<br />

Glasperlen. Glas selbst wurde hier aber mit Ausnahme von Bida im<br />

heutigen Nigeria nie gefertigt. Aber selbst in Bida wurde nur sehr einfaches<br />

Glas hergestellt. Ansonsten verarbeitet man in Bida wie auch in Ghana bei<br />

den Krobo importiertes Glas. Das Glas, sei es Hohlglas aus Flaschen oder<br />

ähnlichem, aber auch Glasperlen wird zerschlagen und neu geschmolzen<br />

(Bida) oder zu Glaspulver zermahlen (Krobo). Aus dem Glaspulver fertigt<br />

man dann die so genannten powderglass beads. Die Glasbroden waren als<br />

Rohglas für die westafrikanischen Perlenproduzenten ideal geeignet und<br />

günstiger als schon zu Perlen geformtes Glas.<br />

5.1.4.2 Herstellung von Glasstäben und Glasröhren<br />

Im Fall der böhmischen und venezianischen Industrien ist das Ziehen der<br />

Glasstangen oder Stangel ein entscheidender Arbeitsschritt auf dem Weg<br />

zur Perle. Die Glasstangen können einfarbig direkt aus dem Schmelz<br />

gearbeitet werden oder in komplexeren Arbeitsprozessen wie dem Überfangen<br />

veredelt werden. Zunächst zur Herstellung einfarbigen Stangenglases<br />

bzw. dem Ziehen von Glas:<br />

Massive Glasstangen, hohle Glasröhren und Glasstengel sind in den<br />

meisten Verarbeitungsformen das Ausgangsmaterial der Perlenmacher. Eine<br />

Ausnahme bilden hier einzig die Paterlmacher im Fichtelgebirge, die direkt<br />

aus dem Glashafen arbeiten. In der Gablonzer Perlenfertigung wird das Glas<br />

in der Hütte immer zuerst zu Stangen oder Röhren ausgeformt. Sie haben<br />

meist einen Durchmesser von zwei bis drei Zentimetern. Als Stengel<br />

bezeichnet man dann sowohl die in einem weiteren Schritt auf etwa einen<br />

halben Zentimeter ausgezogenen dünnen massiven, wie auch die hohlen<br />

Glasstäbe, wie sie beide hauptsächlich für die Verarbeitung an der Lampe<br />

verwendet werden.<br />

Bis ins 20. Jh. hinein konnte man die Glashütten, in denen Glas gezogen<br />

wird, schon von weitem an ihren bis zu 200 m langen, meist hölzernen<br />

Ziehgängen identifizieren. In ihnen läuft der tireur entlang, um das flüssige<br />

61 Keeß 1823: 904.<br />

62 So z.B. die Firma Wilhelm Kiesewetter in Gablonz, die im 19. Jh. Druckstangen, Lampenstengel,<br />

ebenso wie gedrückte Perlen und andere Kompositionswaren herstellt. Um 1892<br />

exportiert W. Kiesewetter unter anderem nach Deutschland, Frankreich und ganz Amerika<br />

insbesondere in die USA.<br />

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