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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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350<br />

Aus Beschreibungen der Paterlhütten aus dem späten 18. Jh. wird ersichtlich,<br />

dass die damaligen Paterlhütten in enger Verbindung mit den Eisenhütten<br />

bzw. der Eisenverarbeitung standen. Alexander von Humboldt, der von<br />

1792 an als königlich preußischer Oberbergmeister und alleiniger Direktor<br />

des praktischen Bergbaues in den drei <strong>Bayreuth</strong>er Bergämtern tätig war,<br />

berichtet von fünf Paterlhütten. 376 Ausführlicher noch ist Flurl, der zwei<br />

Paterlhütten im Tal der Warmensteinach erwähnt: „Die erste besitzt der<br />

Dratzugmeister, Ludwig Haider, die andere aber hat der Waffeninhaber Pirzner<br />

aus seinem Zerrfeuer herausgestellt.“ 377 Seit dem 11. Jh. ist der Bergbau auf<br />

Gold, Silber und Zinn im Fichtelgebirge belegt, seit dem 14. Jh. der<br />

Eisenerzabbau. Aber nur der Eisenerzabbau und die Eisenerzverarbeitung<br />

überstehen die verheerende Zeit des 17. Jh. Bis Anfang des 19. Jh. wird<br />

Eisenerz abgebaut und in Hütten zu Eisen erschmolzen. An den zahlreichen<br />

Flüssen rund um Ochsenkopf und Fichtelberg wird das Eisen in Hammerwerken<br />

v.a. zu Draht, Nägeln und Blechen weiterverarbeitet. Ludwig<br />

Haider, der erste der genannten Paterlhütteneigner, ist Betreiber eines<br />

solchen Drahthammers. Pirzner betreibt einen so genannten Waffenhammer,<br />

eine Waffenschmiede. Beide Hütteneigner haben also eine andere Hauptprofession.<br />

Für das Glashandwerk haben sie eigene Meister eingestellt. Die<br />

Angliederung von Paterlhütten an Hammer- bzw. Eisenhüttenwerke<br />

erscheint in mehrfacher Hinsicht sinnvoll: Ofenbau und -betrieb sind<br />

vertraute Bereiche, ebenso wie die Beschaffung des Brennmaterials. Ein<br />

weiterer Bereich, in dem vorhandenes Wissen und z.T. sogar vorhandene<br />

Betriebsanlagen genutzt werden können, ist die Nutzung der Wasserkraft.<br />

Sie ist zum einen für den Betrieb der Schmiedehämmer wichtig, zum<br />

anderen für die Pochwerke zur Zerkleinerung von Erz in der Eisengewinnung<br />

und Quarz, der im Fichtelgebirge als Gestein und nicht als Sand<br />

vorkommt, und dem glasähnlichen Gestein Proterobas in der Glasgewinnung.<br />

Ein im Kontext dieser Arbeit besonders wichtigere Aspekt ist der<br />

Vertrieb und Export der Produkte: Glasperlen und Waffen bzw. Draht<br />

wurden eventuell für die gleichen Märkte produziert. Flurl berichtet, dass<br />

die Waffenhämmer ihre Produkte sowohl nach Regensburg als auch ins<br />

Ausland absetzen und „die feinsten auf Spulen gewundenen Dratgattungen<br />

gehen sogar nach Ost- und Westindien.“ 378 Der Export der Perlen ging in die<br />

gleiche Richtung. Nicht nur vorhandenes Wissen und Techniken in der<br />

Produktion konnten so sinnvoll von den Hammerwerken für den Betrieb<br />

von Paterlhütten nutzbar gemacht werden, sogar der Absatz der Waren<br />

konnte auf den gleichen Wegen erfolgen.<br />

376 Zu Humboldts Tätigkeit in Franken s. Kühnert 1959 und Endres 1990.<br />

377 Flurl 1792: 469f.<br />

378 Flurl 1792: 475.

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