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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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463<br />

„Der Gebirgsschleifer lebt genügsam mit seiner Familie, Jahr aus, Jahr ein, von<br />

Kartoffeln und Brot, und mancher starb, ohne je wo anders Fleisch gegessen zu<br />

haben, als bey einem Hochzeitsschmause, – daher die Fremden oft unbegreifliche<br />

Wohlfeilheit der hiesigen geschliffenen Glasartikel.“<br />

(Czoernig 1829: 209)<br />

Ein Vergleich der Löhne in der nordböhmischen Glasindustrie mit denen in<br />

den englischen Glasfabriken zeigt, dass um 1880 der böhmische Arbeiter<br />

nicht einmal ein Drittel des Lohns eines englischen erhält.<br />

„Die Bezahlung des Schürers erfolgt im Wochenlohn; 8 Thaler (14 Gulden,<br />

30 Francs) in England, 2 ½ bis 3 Thaler (4 Gulden 22 Kreuzer bis 5 Gulden<br />

15 Kreuzer oder 9 Francs 37,5 Centimen bis 11 Francs 25 Centimen) in Böhmen,<br />

wofür derselbe noch beim Eintragen behülflich sein muß.<br />

[...oder] der Schürer [wird] nach der »Schmelze« bezahlt, wofür er 20 bis<br />

25 Neugroschen (1 Gulden 10 Kreuzer bis 1 Gulden 27,5 Kreuzer oder 2 Francs<br />

50 Centimen bis 3 Francs 12 Centimen) erhält.“<br />

(Stein 1862: 120)<br />

Czoernig gibt 1829 den Wert eines Bundes (100 Dutzend) geschliffener<br />

Perlen für den Afrikahandel in Gablonz, d.h. als Preis, den die Exporteure<br />

den Lieferanten zahlen, mit etwa 1 Taler an. Die Lieferanten werden den<br />

Produzenten wiederum entsprechend weniger gezahlt haben. Den Gesamtwert<br />

der ausgeführten Glasperlen beziffert er auf mehr als eine Millionen<br />

Gulden. Da Czoernig die Zahlen 1829 publiziert, müssen sie sich auf<br />

vorausgegangene Jahre beziehen, zumal sie sich nicht mit Angaben decken,<br />

die für das Jahr 1829 selbst vorliegen. Ein Bund ordinärster geschliffener<br />

Glasperlen mit 1.200 Stück kostet nach Czoernig in Gablonz acht bis zwölf<br />

Kreuzer. Andere Perlen sind deutlich teurer, so dass ein Bund Perlen<br />

durchschnittlich mit 30 Kreuzer angesetzt werden kann. Legt man diesen<br />

durchschnittlichen Wert von 30 Kreuzer an, dann errechnet sich bei einer<br />

jährlichen Ausfuhr von Perlen im Wert von einer Million Taler eine<br />

Gesamtzahl von 2.400.000.000 Glasperlen, die von Gablonz aus bereits in<br />

den 1820er Jahren in alle Welt gehen. 622<br />

Für das Jahr 1829 existiert eine der wenigen detaillierten Preislisten. Sie<br />

zeigt gegenüber den Zahlen, die Czoernig gibt, einen Anstieg der Preise für<br />

Glasperlen. Doch sind Vergleiche nur sehr eingeschränkt möglich, wissen<br />

wir doch beispielsweise nicht, welche der unten genannten Perlensorten die<br />

gängigsten waren und welche außergewöhnliche Luxusartikel. Die günstigsten<br />

Sorten sind für 45 Kreuzer zu haben, also für deutlich mehr als die bei<br />

Czoernig genannten acht bis zwölf Kreuzer. Jeweils Hundert Dutzend, also<br />

622 Eigene Hochrechnungen basierend auf Zahlen von Czoernig (1829: 214).

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