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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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Nachfrage zielen. Am deutlichsten ist dies bei Objekten mit regionaltypischer<br />

Ornamentik etwa im Bereich der Kleidung. Glasperlen bieten dagegen<br />

den Vorteil, dass sie, vor allem in ihren einfachsten Formen wie Rocaillesperlen,<br />

tendenziell globale Waren sind. 165 Rocailles oder die einfachen<br />

Redlhammerperlen (S. 415ff.) lassen sich fast überall auf der Welt verkaufen,<br />

vorausgesetzt, die entsprechenden Farben finden Gefallen. Die Perlenhändler<br />

Andrew und Philemon liegen insofern durchaus richtig, wenn sie<br />

annehmen, dass sie gute Chancen haben, fern von Arusha erfolgreich mit<br />

ihren Perlen zu sein.<br />

Das Bedürfnis nach Glasperlen ist zwar weitgehend universell, in dem<br />

Sinne, dass es kaum eine Gesellschaft gibt, in der sie nicht in der einen oder<br />

anderen Form geschätzt werden. Im Prozess der Aneignung zeigt sich aber,<br />

dass die globale Ware Glasperle stets im Zuge der Aneignung zu einem<br />

lokalen Gut transformiert wird. Vereinfachend könnte man sagen, dass sich<br />

ein Objekt um so offener für eine erfolgreiche Transformation zum lokalen<br />

Gut an verschiedenen Orten zeigt, um so einfacher seine Form und Farbe<br />

sind. Im Grunde konnte Andrew, als er seine Reise nach Arusha vorbereitete,<br />

ziemlich sicher sein, auch dort seine Ware verkaufen zu können, die, wie<br />

er aus eigener Erfahrung wusste, in ganz Uganda gefragt ist. Er hat die<br />

ideale globale Ware und war sich sicher, dass kaum jemand so günstig<br />

anbieten könne wie er. Selbst wenn man einräumt, dass überall andere<br />

Farbpräferenzen bestehen, so hätten zumindest die einfachen weißen oder<br />

schwarzen Rocailles erfolgreich sein müssen. Eine der wichtigsten Hürden<br />

im Austausch von Waren hat Andrew bereits genommen, indem er nicht als<br />

Fremder direkt an die lokalen Abnehmer herantritt, sondern sich der<br />

Vermittlung durch lokale Vertrauenspersonen aus seinem kirchlichen<br />

Netzwerk bedient. Die Waren werden also nicht von einem Fremden, der als<br />

Person auf Ablehnung treffen könnte, sondern von lokal weitgehend<br />

etablierten Mittelsmännern angeboten. Zwar fehlt es diesen, da sie keine<br />

Händler sind, an Vertrautheit mit dem Marktgeschehen selbst, dennoch geht<br />

es durch diese Vermittlung weit mehr um die Ware an sich und deren<br />

Akzeptanz als um den Fremden, der sie bringt.<br />

Dass selbst das nicht gelingt, verweist indirekt auch darauf, dass die<br />

Transformation zum lokalen Gut weit vor der eigentlichen Ingebrauchnahme<br />

stattfindet, waren es doch die Händler, die Andrews Ware ablehnten und<br />

nicht erst die Konsumentinnen. Die Händler wissen aber in den meisten<br />

Fällen so gut wie nichts über die Verarbeitung der Perlen. Die indischen<br />

Glasperlen, die Andrew anbietet, eigenen sich abgesehen von den nicht<br />

passenden Farben auch nicht besonders zur Verarbeitung zu Maa-<br />

165 Zur umgekehrten Transformation von Maasaischmuck, der als solcher nur in einem eng<br />

umgrenzten Raum Verwendung finden kann, zu einer für verschiede Sinnzuschreibungen<br />

offenen globalen Ware vergleiche auch S. 174f.

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