06.10.2013 Aufrufe

Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

126<br />

Perlen tschechischer, indischer und japanischer Produzenten geliefert<br />

werden. Dabei variiert die Zahl der enthaltenen Perlen und Perlenstränge je<br />

nach Hersteller, Farbe und Perlengröße. In Strängen oder Bündeln zu<br />

rechnen wäre, wenn überhaupt möglich, kompliziert und verwirrend. Erst<br />

wenn die Perlen auf den lokalen Märkten vom Kleinhändler zu den Konsumentinnen<br />

übergehen, werden die einzelnen Stränge oder auch einzelne<br />

Perlen wieder als Einzelstücke wahrgenommen. Auf den verschiedenen<br />

Stationen zuvor ist nicht die einzelne Perle das Objekt, auf das sich das<br />

Handeln der verschiedenen Akteure richtet, sondern die Verpackungseinheit<br />

Container, Fass, Kiste, Paket, Beutel oder Gebinde. Erst auf der mnada, auf<br />

der die Sphäre der Konsumentinnen beginnt, werden wieder die Perlen<br />

selbst zum Objekt, auf das sich Denken und Handeln der Akteure bezieht.<br />

Will man die Preise der Perlen vergleichen, so muss man bedenken, dass<br />

sie in den 1990er Jahren in Tansania um etwa 20 % bis 30 % höher liegen als<br />

in Kenia. Ein Strang großer Rocailles (Größe 10/0), der in Tansania 300 TSh<br />

kostet, ist in Kenia schon für 25 KSh zu haben. Im gleichen Zeitraum haben<br />

sich aber die meisten anderen Waren, ebenso wie die Löhne, deutlich<br />

erhöht. Ein Ochse entspricht heute etwa der doppelten Menge an Glasperlen<br />

wie Anfang der 1970er Jahre. D.h. der Wert der Glasperlen ist im Vergleich<br />

zu anderen Waren, ebenso wie in Relation zu den verfügbaren Haushaltseinkommen,<br />

deutlich gesunken. Nichts desto trotz werden Glasperlen<br />

auch heute noch als eine sehr teuere Ware empfunden. Glasperlen waren<br />

und sind in den Augen der Konsumentinnen teuer – ghali. Aber was<br />

bedeutet das in emischer Sicht? Existiert eine emische Kategorie, die sich<br />

exakt mit dem deckt, was sich im Deutschen als teuer bezeichnen lässt?<br />

In Gesprächen mit Käuferinnen von Glasperlen musste ich stets nach<br />

ihrer Einschätzung des Preises fragen, von selbst wurde es nie angesprochen.<br />

Wenn sie antworteten, dann fiel immer, auch wenn die Gespräche von<br />

Boniphace in Maa geführt wurden, die Bezeichnung bei ghali, also ‚teuerer<br />

Preis’ oder bei kubwa ‚ein großer (oder hoher) Preis’. Auch Kalter berichtet,<br />

dass Glasperlen als teuer empfunden werden, doch auch er bezieht sich nicht<br />

auf eine direkte Zuschreibung:<br />

„Die Perlen werden von den Massai auch heute noch als teuer empfunden. Wenn<br />

man ein bestimmtes Schmuckstück erwerben will, und es muß erst angefertigt<br />

werden, zahlt man für einen Arbeitstag 5 KSh (etwa 2,50 DM). Hat man die<br />

Perlen nicht gestellt, zahlt man für ein fertiges Schmuckstück (Perlenpreis<br />

vielleicht 3-4 KSh) wenigstens das dreifache. Das heißt, Perlen werden als teuer<br />

eingeschätzt, ohne dass sich jemand über den tatsächlichen Materialwert im<br />

klaren ist.“<br />

(Kalter 1972: 104)<br />

Ende der 1990er kann man genau die gleichen Beobachtungen manche<br />

wie Kalter 1972. Ich würde jedoch nicht ganz die gleichen Schlüsse aus dem

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!