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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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Ostküste zurücksegeln. Dieses enorm profitable Geschäft währt nur bis<br />

Ende der 1820er Jahre, als es ein Opfer seines eigenen Erfolges wird: Die<br />

Seeotterpopulation ist derart dezimiert, dass innerhalb kürzester Zeit der<br />

Handel fast gänzlich zum Erliegen kommt.<br />

Zur gleichen Zeit sind Engländer und Amerikaner auch über den Landweg<br />

in Richtung Westen vorgedrungen, wieder getrieben vom Fellhandel,<br />

diesmal jedoch mit Biberfellen. 1793 erreicht Alexander Mackenzie die<br />

Pazifikküste. In rascher Folge errichtet die NORTHWEST COMPANY, für die<br />

Mackenzie arbeitet, zahlreiche Handelsposten an der Küste, die später von<br />

der HUDSON BAY COMPANY übernommen werden. Die amerikanische<br />

HUDSON BAY COMPANY hat zur gleichen Zeit weiter südlich ihre Expansion<br />

gen Westen vorangetrieben. St. Louis wird zum Zentrum des amerikanischen<br />

Fellhandels.<br />

Die Böhmischen Perlen sind Wegbegleiter bei diesen Expansionen, ob<br />

zur See oder auf dem Landweg. Die ersten Böhmischen Perlen mögen um<br />

1800 noch auf dem Landweg über Moskau an die russische Handelsgesellschaft<br />

gelangt sein. Vermutlich gehören böhmische Perlen auch später zu<br />

den Handelswaren, die von Russland über Sibirien kommen, doch spielt,<br />

wie bereits gezeigt wurde, die Warenversorgung über diese Route nur eine<br />

sehr geringe Rolle. Die Stationen der russischen AMERIKA FELLHANDELS<br />

COMPAGNIE sind weitgehend auf die Versorgung zunächst durch englische<br />

und dann durch US-amerikanische Schiffe angewiesen. Mit diesen gelangen<br />

Böhmische Perlen erstmals auch auf dem Seeweg um Kap Horn. Erst in der<br />

zweiten Hälfte des 19. Jh., nach der Erschließung des Landwegs, werden<br />

Glasperlen über Land in die Gebiete der HUDSON BAY COMPANY gehandelt.<br />

Insgesamt bleibt bis ins 20. Jh. hinein der Transport zur See günstiger als der<br />

auf dem Landweg.<br />

Der Weg der Böhmischen Perlen oder Russian beads nach Alaska und in<br />

das Gebiet der HUDSON BAY COMPAGNIE kann relativ gut nachgewiesen<br />

werden. Auf die Frage, wie sich historisch lokale Bedürfnisse und die<br />

Nachfrage nach Glasperlen entwickelt haben, gehe ich im ostafrikanischen<br />

Kontext ein. Bezogen auf den Handel an die Nordwestküste Amerikas ist<br />

wichtig festzuhalten, dass die europäischen Glasperlen nicht bloß eine<br />

lokale Nachfrage durch die Handelspartner bedienen. Vielmehr besteht<br />

schon vor Ankunft der Europäer ein weit reichendes Handelsnetz. 627<br />

Glasperlen sind als Tauschmittel und -ware in diesem System willkommen.<br />

Die hier gemachte Beobachtung wird durch andere Beispiele bestätigt und<br />

kann zu folgender Hypothese verdichtet werden: Lokaler Bedarf an<br />

Glasperlen ist mehr oder weniger universell. Ein schwunghafter Handel mit<br />

Glasperlen kommt dann zustande, wenn ein bestehendes überregionales<br />

627 Vgl. dazu ausführlicher Wolf 1997: 185ff.

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