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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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380<br />

Unterbrechung, Tag und Nacht in alle zwölf Stunden wechselnden Schichten<br />

gearbeitet. Im späten Frühjahr und den Sommer hindurch sind die Öfen<br />

nicht in Betrieb. Angeschürt wird Anfang August; um dann ununterbrochen<br />

bis Ostern zu arbeiten. 464<br />

Sackur rechnet 1861 mit einer Produktion von etwa 5.000 der kleinen<br />

Perlen je Arbeiter bei einer Zwölfstundenschicht. Die Wochenproduktion<br />

einer Hütte gibt er mit 500.000 Perlen aller Größen an, die mit etwa acht bis<br />

zwölf Zentner Glas hergestellt sind. Die wöchentliche Gesamtproduktion an<br />

Paterl im Fichtelgebirge schätzt er auf sechs Millionen Perlen. 465 Volpelius<br />

nennt 1895 mit neun bis zehn Maschen (à 1.000 Stück) Paterla als Tagesproduktion<br />

eine fast doppelt so große Produktionsmenge je Arbeiter. 466<br />

Ein erfahrener Arbeiter kann Mitte des 19. Jh. in einer Zwölfstundenschicht<br />

etwa 3.000 bis 5.000 Perlen drehen. Bezahlt wurden die Arbeiter<br />

nach Maschen. Die Masche wird aber mit je 100 angefädelten Perlen und<br />

nicht wie sonst meist üblich mit je 1.000 Perlen gerechnet. Für eine solche<br />

kleine Masche erhält der Arbeiter zwei Kreuzer, so dass er auf einen<br />

Tagesverdienst von einem Gulden und mehr kommt. Betrachtet man<br />

Fichtelgebirgsperlen aus dem 19. Jh., so finden sich hervorragend gearbeitete<br />

Perlen. Will der Paterlmacher solche Qualität herstellen, so kann er in<br />

einem Arbeitsgang jeweils nur eine oder zwei Perlen andrehen. Die Palette<br />

dieser Perlen reicht von rettichkorngroßen bis hin zu taubeneigroßen Perlen.<br />

Mitte des 19. Jh. ist es die Regel, dass immer nur eine Perle angedreht und<br />

dann das Eisen gewechselt wird. 467 Im 20. Jh. ist dies anders: Perlen aus<br />

dem 20. Jh. haben fast alle eine einheitliche Größe und sind wenig sorgfältig<br />

geformt. 468 Veh berichtet, dass ein Arbeiter in den 1930er Jahren je nach<br />

Größe 20 bis 36 Perlen in der Minute andreht. 469 Das ist etwa doppelt so<br />

viel wie ein Paterlmacher in den 1890er Jahren schafft und sogar fünf bis<br />

sechs Mal soviel wie in den 1850er Jahren. Diese Produktionssteigerungen<br />

sind auf technischen Wandel zurückzuführen, gleichzeitig gehen sie aber<br />

auch auf Kosten der Qualität, die deutlich abnimmt.<br />

Betrachtet man den Aspekt Arbeitszeit, so lässt sich über lange Zeit bis<br />

zum Ersten Weltkrieg ein recht einheitliches Bild zeichnen: Sind die Hütten<br />

unter Feuer, wird über Wochen und Monate ununterbrochen in zwei<br />

Schichten gearbeitet. Auf mögliche Nachfragespitzen oder auf fehlende<br />

Aufträge können die Hüttenbetreiber reagieren, indem sie die jährliche<br />

464 Flurl 1792: 473.<br />

465 Sackur 1861: 109f.<br />

466 Sackur 1861: 109f.<br />

467 Sackur 1861: 109.<br />

468 Die emische Bezeichnung Paterl steht heute im engeren Sinn für die etwa 5 mm breiten, fast<br />

runden Perlen mit großem Loch.<br />

469 Veh: 1965: 100.

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