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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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474<br />

Händler, was umgekehrt auch den Schluss zulässt, dass der Handel mit<br />

Glasperlen von englischen Händlern dominiert war, bevor die amerikanischen<br />

Händler den Handel bestimmen. Es sind in der Folge vor allem<br />

amerikanische Händler, die ihren Vorteil in der Bedrängnis der englischen<br />

Händler sehen. Ihnen gelingt es etwa in der Zeit zwischen 1850 und 1880,<br />

nicht nur den Handel mit Textilien zu dominieren, sondern auch den mit<br />

Glasperlen. 633<br />

Die englischen Händler haben selbst vermutlich noch gar keine größeren<br />

Mengen europäischer Glasperlen nach Sansibar importiert, sondern<br />

vielmehr indischen Perlen, die schon seit Jahrhunderten auf den Märkten<br />

Ostafrikas etabliert waren, über ihre Niederlassungen in Indien bezogen und<br />

von dort nach Sansibar verschifft. Die Händler aus Neuengland handeln mit<br />

Böhmischen Perlen. Ihre kleinen Schiffe laufen zumeist gar nicht Indien an,<br />

sondern segeln direkt von Neuengland nach Ostafrika. Als Eigner von<br />

Schiff und Ladung schlossen sich mehrere Händler zusammen. So konnte<br />

zum einen der hohe Kapitalbedarf leichter gedeckt werden, gleichzeitig<br />

konnte ein Händler auf diese Art sein Kapital auf mehrere Handelsunternehmungen<br />

verteilen und so unter anderem das Risiko vermindern. 634 Ganz<br />

ähnliche Strategien finden sich schon bei den Händlern der Antike (zum<br />

Perlenhandel der Antike s. ausführlich S. 266ff.) und in institutionalisierter<br />

Form dann bei den Handelskompanien des 17. und 18. Jh.<br />

Als Grundlagen des Erfolgs der Händler aus Neuengland könne folgende<br />

Aspekte genannt werden:<br />

Im Gegensatz zu den portugiesischen Unternehmungen seit dem 16. Jh.<br />

konnten die amerikanischen Unternehmungen sich auf eine global konkurrenzfähige<br />

Produktion im eigenen Mutterland stützen. Dies sind vor allem<br />

die bekannten merikani, die amerikanischen Baumwollstoffe. Die böhmischen<br />

Perlen sind durchaus den merikani vergleichbar, sind sie im 19. Jh.<br />

doch einzigartig in ihrer Qualität und diesbezüglich den einfachen indischen<br />

Perlen überlegen. Letztere sind einfache gewickelte Perlen, die sich noch am<br />

ehesten mit den Paterla des Fichtelgebirges vergleichen lassen. Wenngleich<br />

die Böhmischen Perlen nicht aus nordamerikanischer Produktion selbst<br />

stammen, so haben doch die nordböhmischen Glasexporteure beste Kontakte<br />

nach Neuengland und sind dort mit eigenen Niederlassungen präsent.<br />

Aufgrund dieses bestens etablierten Handelsflusses können die Böhmischen<br />

633 Die Korrespondenz von auf Sansibar tätigen Händlern aus Neuengland in Bennett & Brooks<br />

1965.<br />

634 Exemplarisch sei hier nur die Barke Reaper genannt, die in den 1840er Jahren mehrere<br />

Fahrten nach West- und Ostafrika unternahm und zu deren vielfältiger Ladung an Handelswaren<br />

auch Kisten mit Glasperlen gehörten. Eigner waren zur Hälfte Robert Brookhouse<br />

und je zu einem Viertel William Hunt und Joseph H. Hanson aus Salem. (Bennett & Brooks<br />

1965: 282ff.)

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