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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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461<br />

In der ersten Hälfte des 19. Jh. wurden alle facettierten Perlen von Hand<br />

geschliffen. Als Russische Perlen werden in Gablonz die einfacheren<br />

Exportperlen bezeichnet. Sie werden hergestellt, indem zuerst Glasröhren<br />

mit sechs oder sieben flachen Seiten und einem großen Loch geformt und<br />

gezogen werden. Hierzu wird monochromes, meist blaues, seltener aber<br />

auch Kompositglas verwendet. Die Herstellung gleicht im Weiteren der, wie<br />

sie weiter oben bereits allgemein für die Böhmische Perle beschrieben<br />

wurde: Die Glasröhre wird in kleinere Stangl von etwa einem Meter<br />

gebrochen. Anschließend werden diese zu kleinen Stücken gesprengt, die in<br />

ihrer Länge in etwa dem Durchmesser entsprechen. Soweit es sinnvoll ist,<br />

bezüglich der Form zwischen Böhmischer Perle und Russischer Perle zu<br />

unterscheiden, könnten unter letztere Bezeichnung die einfacheren Formen<br />

gefasst werden und im Vergleich dazu als Böhmische Perle die aufwendig<br />

geschliffenen. Reine Hackeperlen wiederum, also solche, die nach dem<br />

Stückeln nicht weiter in ihrer Form, sei es durch Schliff oder Polieren,<br />

verändert werden, könnten unter einen weit gefassten Begriff der Böhmischen<br />

Perle subsumiert werden, wären aber nicht als Russische Perle zu<br />

bezeichnen.<br />

Ende des 18. Jh. war Morchenstern einer der Hauptorte der Perlensprengerei.<br />

Von hier gelangt die Technik Anfang des 19. Jh. auch nach Zasada, dem<br />

Ort, wo bis heute der Großteil der Rocailles für den afrikanischen Markt<br />

gefertigt wird. 1812 heiratet die Witwe des Morchensterner Sprengperlenmachers<br />

Anton Posinke einen gewissen Urban aus Beran bei Zasada. Benda<br />

übernimmt das Handwerk des Posinke und führt später diese Technik auch<br />

in Labau ein. Das Sprengen mit Hand- oder Trämpelzeug bleibt bis Ende<br />

des 19. Jh. in Neudorf, Zasada und Morchenstern verbreitet. In Gablonz<br />

selbst haben zu dieser Zeit bereits Sprengmaschinen Einzug gehalten. Josef<br />

Riedel jun. führt 1886 die ersten Perlensprengmaschinen nach venezianischem<br />

System ein. 620<br />

Um die Glasröhren auf die Länge der späteren Perle zu zerstückeln,<br />

bedient man sich bei der Herstellung der Russischen Perle der Technik des<br />

Sprengens, denn Schneiden oder Zerhacken, wie es für die kleineren<br />

Rocailles oder Hackeperlen angewandt wird, würde zu keinen brauchbaren<br />

Ergebnissen führten. Die Stangl werden zunächst mit einer Feile, einer hart<br />

zugeschliffenen Stahlplatte oder einer Diamantspitze angeritzt. Im nächsten<br />

Arbeitsschritt lassen sich die einzelnen Stücke dann durch Erhitzen und<br />

anschließende Berühren mit einem kalten Gegenstand absprengen. Das<br />

Sprengen erfolgt an so genannten Sprengzeugen, die wie die Schleifsteine<br />

620 Neuwirth 1994: 192f.

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