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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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101<br />

lebenden Meru zur Hilfe. In der Folgezeit bildet sich eine weit reichende<br />

Symbiose zwischen Ilarus und Kisonko. Da die Ilarus kaum Vieh besitzen<br />

sind sie als Ziel von Raubzügen wenig interessant. Die Maasai profitieren<br />

neben dem Austausch von Waren auch durch die Möglichkeit, ihr Vieh in<br />

Trockenzeiten auf den von Ilarus gerodeten Lichtungen am Fuße des Meru<br />

weiden zu können. Ilarus bauen auch ein Kanalsystem, mit dem unter<br />

anderem eine Tränke für das Vieh der Maasai am Fuße des Meru gespeist<br />

wird. Die Ilarus unterstellen sich der rituellen Führung des olaibon der<br />

Kisonko, folgen deren System von Altersgruppen und lehnen sich auch in<br />

vielen anderen Bereichen an die Kultur der Kisonko an.<br />

Der Austausch von landwirtschaftlichen Produkten gegen pastorale spielt<br />

für die Ilarus bis ins 20. Jh. eine bedeutende Rolle. Die starke Verbundenheit<br />

der Ilarus mit der pastoralen Maasaikultur führt dazu, dass sie in verschiedenen<br />

Bereichen (Nahrungsmittel wie Milch und Fleisch, Vieh, Weidegründe)<br />

an einem Austausch mit Maasaipastoralisten interessiert sind. Im Fall<br />

der Swahilikarawanen, die vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jh. die<br />

mit Abstand wichtigste Quelle für nicht-agrarische Güter in der Region<br />

Arusha sind, ist die Abhängigkeit genau anders herum. Von diesen Handelskarawanen<br />

beziehen die Ilarus wie auch ihre Nachbarn Fernhandelswaren,<br />

allem voran Glasperlen und Draht. 122 Für die Ilarus sind dies aber eher<br />

entbehrliche, zumindest nicht lebensnotwendige Luxusgüter. Für die<br />

Karawanen ist dagegen die Versorgung mit Lebensmittel durch die Ilarus<br />

von größter Bedeutung. Auf ihrem Weg von der Küste in das Gebiet des<br />

heutigen westlichen Kenias passieren sie den Meru und bedürfen nach einer<br />

langen Strecke durch Savannengebiete dringend frischer Vorräte. Eine<br />

Situation, die die Ilarus leidlich auszunutzen wissen. Zum anderen sehen<br />

sich die Karawanen auch durch die militärische Stärke der Ilarus bedroht<br />

und zu Zahlungen von Weg- oder Schutzgeldern (hongo) genötigt. In der<br />

ersten Hälfte des 19. Jh. hatten sie diese Gegend sogar gänzlich gemieden.<br />

Insgesamt ist es zwar keine entspannte Situation, doch eine in der es zum<br />

ersten Mal in der Geschichte der Region zu einem Zufluss nennenswerter<br />

Mengen an Fernhandelsgütern in die Region kommt. Die Ilarus richten sich<br />

in optimal angepasster Weise in der Nische ein, die sie vorfinden, bzw. die<br />

sie sich selbst schaffen. Weder werden sie zu Händlern und Versorgern der<br />

Karawanen noch kehren sie zu einer überwiegend pastoralen Lebensweise<br />

zurück, sondern sie entwickeln eine völlig eigenständige Kultur als „mountain-farmer“.<br />

Land wird zum zentralen Element innerhalb ihrer Kultur. Es<br />

gelingt ihnen, weitgehend der Maasaikultur verbunden zu bleiben und diese<br />

gleichzeitig an ihr Leben als Bauern anzupassen.<br />

122 Dass dieser Draht eine fremde Ware ist, spiegelt sich auch in seiner Bezeichnung im Maa<br />

als esekenke (pl isekenke), die von sengenge aus dem Swahili, also der Sprache der<br />

Karawanenhändler abgeleitet ist. Dazu auch Klumpp 1987: 290.

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