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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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1948. Ihre Mutter, so erzählt sie, hat teilweise mit Perlen gearbeitet, die sie<br />

selbst als ilnyangusi (1942-1959) schon gar nicht mehr verwendet hat.<br />

Ilnyangusi hätten z.B. Tablettenperlen verwendet, die größer als die<br />

heutigen sind. Die illandis, zu denen Mama Nasiekus Söhne gehören,<br />

verwenden, so sagt sie, nur noch die kleinen Tablettenperlen von 4 mm<br />

Durchmesser und auch Rocailles der Größe 0 mit Goldeinzug sowie<br />

transluzente blaue und grüne Perlen. Zum Beleg fischt sie die entsprechenden<br />

Perlen aus ihrem Perlenvorrat in einem Plastikbeutel, den sie zwischen<br />

den Knien hält. Als Kind und junge Frau musste sie viel in der Landwirtschaft<br />

arbeiten, zur Schule ist sie nicht gegangen. Heute hat sie das Glück,<br />

dass sie ausreichend Geld mit den Perlenarbeiten verdient und ihr Mann, der<br />

Kaffee anbaut, sie unterstützt. Das ist keineswegs selbstverständlich. Die<br />

meisten Männer, so Mama Nasieku, hören auf, ihre Frau und Kinder zu<br />

unterstützen, wenn die Frau beginnt Geld zu verdienen.<br />

„Das erste Stück, das ich für Geld verkauft habe, war ein Schmuckstück, das<br />

meins war. Ich habe es an einen indischen Händler in Arusha verkauft, als ich<br />

Geld brauchte. Und dann habe ich gemerkt, dass das gut läuft. Daraufhin habe<br />

ich angefangen, Schmuckstücke speziell für den Verkauf zu machen. Als ich<br />

eine junge Frau war, habe ich angefangen, zusammen mit vier anderen Frauen<br />

durch Arusha zu gehen und Schmuck zu verkaufen – nicht nur an Läden,<br />

sondern auch an Passanten. Später habe ich dann diesen festen Platz hier unter<br />

dem Baum gehabt. Ein Ladenbesitzer hat mit uns eine Übereinkunft getroffen,<br />

dass wir vor seinem Laden einen festen Platz haben. Dieser Ladenbesitzer war<br />

der Onkel von Saif [Saifuddin Khanbai, dem Betreiber von CULTURAL<br />

HERITAGE]. Anfangs hat es Probleme gegeben. Mein Mann hat mich geschlagen,<br />

wenn ich hierher kommen wollte. Aber ich habe gewartet, bis ich ihm drei<br />

Kinder geboren hatte und bin dann tagsüber immer in der Stadt gewesen. Das<br />

war nur möglich, weil meine Mutter mir geholfen hat und eins ihrer jüngeren<br />

Geschwister geschickt hat, um auf meine drei kleinen Kinder aufzupassen.“<br />

(Mama Nasieku Mollel, Juni 1997)<br />

Ihre Kinder sind heute erwachsen. Die beiden ältesten Söhne sind illandis<br />

und sehen bald dem Ende ihrer Zeit als ilmurran entgegen. Enkelkinder hat<br />

Mama Nasieku auch schon. Manchmal passt sie für ein paar Stunden auf die<br />

Babys auf während die Mütter in der Stadt unterwegs sind. Aber auch sonst<br />

kann sie sich selten über Langeweile beklagen. Jeden Tag kommen Händler,<br />

meist aus Kenia, und bieten kleine Souvenirs an. Auch ihre Arbeitsmaterialen<br />

bezieht sie von Händlern, die direkt zu ihr an den Stand kommen. Das<br />

sind die Vorteile der großen Gruppe. In den 1960er Jahren hat Mama<br />

Nasieku ihre Perlen noch in einem Ladengeschäft in Arusha, vermutlich bei<br />

Hassan Ali Esmail, gekauft. Heute haben die Frauen sogar einen jungen<br />

Mann, den sie mit Geld nach Nairobi schicken, um Perlen zu kaufen. Eine<br />

Frau fertigt für sie die Messer und Ahlen für die Lederbearbeitung und

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