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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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der gedrückten Perlen. Die verschiedenen Techniken des Drückens sind fast<br />

ausschließlich auf die Gablonzer Industrie beschränkt, auch sind gedrückte<br />

Glasperlen i.d.R. eindeutig als solche erkennbar. So reicht denn im Fall von<br />

gedrückten Perlen auch die technische Bestimmung aus, um gleichzeitig<br />

eine regionale Zuordnung zu gewinnen. Facettierte Perlen, die in Form<br />

gedrückt wurden, lassen sich, so sie aus der ersten Hälfte des 20. Jh.<br />

stammen, fast immer Produktionsorten im Isergebirge zuordnen. Das<br />

einzige, was ich über das Fragment der Böhmischen Perle zu dem Zeitpunkt<br />

wusste, als ich sie fand, war dass sie keine gedrückt Perle war. Wo aber kam<br />

sie her, mit welcher Technik wurde sie gefertigt und ließ sie sich eventuell<br />

ähnlich präzise regional und historisch zuordnen wie gedrückte Perlen? Ist<br />

grundsätzlich eine Herkunftsbestimmung der handfacettierten Hacke- oder<br />

Sprengperlen möglich? Sowohl die Fertigung von Hackeperlen wie von<br />

Sprengperlen aus Glasröhren und der Handschliff sind im 19. Jh. auch in<br />

anderen Regionen verbreitete Techniken. Diese drei Grundtechniken in der<br />

Perlenfertigung (das Ziehen, das Hacken, der Schliff) sind dabei nicht auf<br />

Europa beschränkt. So kann z.B. in Indien die Herstellung von Glasröhren<br />

und deren Weiterverarbeitung zu Glasperlen auf eine lange Tradition<br />

zurückblicken, die bis in die Gegenwart fortlebt. In Afrika wiederum<br />

werden importierte Perlen mit einfachsten Mitteln auf Steinen geschliffen.<br />

In Europa finden sich mit Venedig und dem Fichtelgebirge sogar zwei<br />

Regionen, von denen auch ich lange Zeit annahm, sie hätten Perlen ähnlich<br />

der Böhmischen Perle gefertigt. Die Böhmische Perle ist über viele Jahrzehnte,<br />

von Anfang des 19. Jh. bis in die 1880er Jahre hinein, ein ausgesprochen<br />

erfolgreiches globales Handelsgut, dessen Produktion Hunderten von<br />

Familien ein Auskommen verschafft. Der Zeitraum, in dem die Böhmische<br />

Perle eine global erfolgreiche Ware ist, erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte<br />

und ist mit Sicherheit lang genug, um Perlenmacher an Produktionsstandorten<br />

dazu zu verlocken, dieses global erfolgreiche Produkt zu<br />

adaptieren bzw. zu kopieren. Wurden derartige Perlen möglicherweise auch<br />

an anderen Orten gefertigt? Und wenn nicht, warum nicht? Es geht um den<br />

Versuch, das Erfolgsmodell Gablonzer Industrie (und der Böhmischen Perle<br />

als ihr erstes global erfolgreiches Produkt) zu erklären.<br />

14.2 Böhmische Perlen<br />

Zunächst einmal wende ich mich der Geschichte einer speziellen Art der<br />

Glasperlen zu, die unter dem Namen Böhmische Perle am Anfang der<br />

Erfolgsgeschichte einer ganzen Glasregion steht. Wichtige Aspekte der<br />

Geschichte der Glasperlenherstellung im Isergebirge können in diesem Teil<br />

nur am Rande gestreift werden. Hier steht die Frage im Vordergrund, wie<br />

eine ganz spezielle Art Glasperlen die Märkte der Welt erobert. Ist das Netz<br />

der historischen und globalen Handelsströme dieser Perlenart aufgespannt,

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