06.10.2013 Aufrufe

Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Menschen, die an ihm leben sowie die Veränderungen, die alle zusammen<br />

erlebt haben.<br />

Zunächst folge ich der Spur der Perlen zu den Maasaifrauen, die im<br />

traditionellen dörflichen Kontext Schmuck aus ihnen fertigen: Will etwa ein<br />

junges Mädchen ein Armband für ihren Freund machen, dann besorgt sie<br />

sich die Perlen auf der lokalen mnada. Eine mnada ist ein Viehmarkt, eine<br />

Art periodische Viehauktion (im Englischen, z.B. in den Berichten der<br />

District Officer in der Kolonialzeit spricht man von cattle auction), an deren<br />

Rand immer auch andere Waren angeboten werden. Der Markt in Mbauda,<br />

am Rande Arushas, den ich als erstes vorstellen werde, ist eine solche<br />

mnada. Hier stehen Händler bzw. Verkäufer mit kleinen mobilen Ständen<br />

und bieten Glasperlen an. Von diesen Klein- oder Einzelhändlern (wachuuzi)<br />

für Glasperlen gibt es etwa 100 in der Region Arusha. Nur die wenigsten<br />

haben einen Gehilfen (msaidizi) oder Verkäufer (mwuzaji), der ihren Stand<br />

auf dem Markt betreut. Die wachuuzi, die sich einen Verkäufer leisten<br />

können, gehören zu den größeren und etablierten Händlern. Einige wenige<br />

von ihnen sind auch als Großhändler oder Importeure tätig. Etwa zwei<br />

Dutzend der Händler importieren ihre Perlen selbst, von denen vier auch<br />

Großhandel betreiben. Sie alle beziehen ihre Perlen aus Nairobi, von einem<br />

einzigen Importeur für Glasperlen. Dieser wiederum importiert über<br />

Mombasa tschechische Perlen und hatte mehr als zehn Jahre in den 1980er<br />

und 1990er Jahren quasi ein Monopol auf den Import von Glasperlen nach<br />

Kenia – in Tansania gab es in dieser Zeit gar keinen offiziellen Importeur,<br />

so dass das Monopol auch Tansania mitumfasste. Ende der 1990er Jahre,<br />

zur Zeit meiner Feldforschung, herrschte eine Zeit des Aufbruchs und des<br />

Wandels im Perlenhandel. Neue Handelswege, neue Formen des Handels,<br />

neue Handelswaren und auch neue Abnehmer traten in Erscheinung. Die<br />

gesamte Situation war komplexer und facettenreicher als jemals zuvor.<br />

Die Personen, die ich vorstellen werde, agieren überwiegend im afrikanischen<br />

Kontext. Bei der Betrachtung des europäischen Teils der Spur der<br />

Perlen stehen historische Entwicklungen und Aspekte im Vordergrund.<br />

Dabei geht es mir hauptsächlich um eine sozialgeschichtliche Sicht auf die<br />

Lebensbedingungen der Menschen im Fichtelgebirge, Gablonz und an<br />

anderen Orten. Sie ergeben in einem komplexen Zusammenspiel den<br />

Hintergrund für den Handel und den Umgang mit Perlen durch Menschen in<br />

Arusha.<br />

Allein schon in Arusha selbst sind es fast ein Dutzend Personen, die im<br />

Rahmen meiner Forschung wichtige Rollen spielen. Als erstes muss eine<br />

Person genannt werden, die kein Händler, aber mir ein unentbehrlicher<br />

64

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!