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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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180<br />

touristen Afrika im Stile einer Expedition bereisen. Diese Overlander sollen,<br />

so Berrys Plan, nicht nur die wesentlich günstigeren Perlen aus Südafrika<br />

mitbringen, sondern auch Perlenschmuck der Zulu von dort. Die Formen,<br />

die die Maasaifrauen kennen, sind seiner Ansicht nach langweilig und er<br />

hofft, dass die Anschauung südafrikansicher Perlenarbeiten die Maasaifrauen<br />

dazu bewegt, Arbeiten zu fertigen, die in seinen Augen attraktiver sind.<br />

Als ich das letzte Mal mit den Frauen sprach, waren sie unzufrieden mit den<br />

Umsätzen, doch voller Hoffnung für die Zukunft. Mit rund 8.000 Übernachtungsgästen<br />

und 33.000 Besuchern der Schlangenfarm, bei steigender<br />

Tendenz, können sie zumindest mit einer guten Kundenfrequentierung<br />

rechnen. Die Probleme der Perlenprojekten liegen aber auch weniger in der<br />

grundsätzlichen Nachfrage nach Souvenirs in Tansania. Die Nachfrage ist<br />

groß. Problematisch ist es neben den internen Problemen der Gruppen aber<br />

vor allem, eben diese Nachfrage zu treffen.<br />

Man kann viele Fragen in Bezug auf die Projekte aufwerfen, wie z.B. wie<br />

sinnvoll es ist, Kredite von 1.000 US$ 182 an Frauen zu geben, die in ihrem<br />

Alltag in Größenordnungen von einigen hundert TSh rechnen; oder wie<br />

sinnvoll grundsätzlich die paternalistisch geprägten Interventionen von<br />

außen sind. Wie andere Fragen mehr gehören diese in den Kontext einer<br />

Kritik am immer noch die Praxis dominierenden Entwicklungshilfegedanken.<br />

Ich will mich hier nur auf einige Überlegungen rund um das Thema<br />

Perlen und Perlenarbeiten konzentrieren: Bleiben wir zunächst bei dem<br />

Punkt, dass die Idee solcher Projekte von außen an die Frauen herangetragen<br />

wird. Ein grundlegender Fehler liegt darin, die Arbeit der Herstellung von<br />

Perlenobjekten im traditionellen Kontext gleich zu setzen mit der Arbeit,<br />

Souvenirs zu produzieren. Beide sind grundverschieden.<br />

1. Die Frauen stellen im traditionellen Kontext keine Ware her.<br />

2. Die Objekte des Souvenirmarktes sind andere als die im traditionellen<br />

Kontext gebrauchten. Letztere können zu Curios werden. Erstere wie<br />

z.B. Schlüsselanhänger sind oft in den lokalen Handlungskontexten<br />

gänzlich fremd.<br />

3. Die Souvenirs sind oftmals in anderen Techniken gefertigt als die<br />

lokal gebräuchlichen.<br />

4. Die Fertigung von Perlenarbeiten erfordert viel Geschick und handwerkliches<br />

Können. Nicht alle Frauen können Perlenarbeiten produzieren,<br />

die auch markttauglich sind, doch spielt die handwerkliche<br />

Qualifikation für die Teilnahme an den Projekten keine Rolle.<br />

5. Es ist oftmals schwer für die Frauen, zwischen moralischen Verpflichtungen<br />

innerhalb der lokalen Gemeinschaft und gewerblicher Arbeit<br />

182 1.000 US$ entsprechen 1997 etwa 620.000 TSh. Eine Frau verdient als Angestellte in<br />

Arusha etwa 20 bis 25.000 TSh im Monat (= 240. bis 300.000 TSh p.a.) und eine gut verdienende<br />

Lehrerin hat etwa 500.000 TSh im Jahr.

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