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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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Afrika zu Neuware, denn sie wird in neuen kulturellen Kontexten neu<br />

gedeutet. Hansen (2000) hat dies z.B. in ihrer Studie über Secondhandkleidung<br />

in Sambia beschrieben. 117 Diese Aneignung wird häufig dadurch<br />

unterstrichen, dass die Secondhandkleidung durch Umschneidern o.ä. auch<br />

grundlegend modifiziert wird. Gebrauchte Glasperlen würden dagegen aus<br />

dem gleichen kulturellen Kontext stammen wie der, in dem sie erneut<br />

konsumiert werden sollten. Sie sind dann aber nicht neue Secondhandware,<br />

sondern schlicht alt. Ich komme auf die Schwierigkeiten für den Handel und<br />

Gebrauch von gebrauchten Perlen später noch einmal zu sprechen<br />

(S. 140ff.). In Mbauda jedenfalls wurden keine losen gebrauchten Perlen<br />

verkauft.<br />

Welche Bewandtnis hat es mit den Ketten bei Maria? Es wäre verwunderlich,<br />

wenn sie diese an maasprachige Frauen in Mbauda verkaufen<br />

würde. Der Verkauf der gebrauchten Schmuckstücke ist nach ihrer Aussage<br />

ein Freundschaftsdienst für eine Bekannte. Wie und an wen sie diese<br />

weiterverkauft, ist leider nicht genau zu erfahren. Auf meine Nachfrage<br />

beschränkt sie sich lediglich auf ein vages „ja – die Ketten kann man kaufen“.<br />

Es ist zwar nicht zu beobachten, dass Maria als einzige Frau mehr Kundschaft<br />

hat als ihre männlichen Kollegen, doch kann man vermuten, dass sie<br />

eher als ihre Kollegen außerhalb des Marktes Objekte angeboten bekommt.<br />

Geht es aber darum, umgekehrt etwas zu verkaufen, etwa wenn sie ein<br />

gebrauchtes Schmuckstück zu Geld machen wollen, so bevorzugen Frauen<br />

es, an Frauen zu verkaufen. Die Schmuckstücke sind nicht zur Wiederverwendung<br />

als Schmuck gedacht, sondern als Souvenir oder Curio. Möglicherweise<br />

reicht Maria die Ketten an einen anderen Händler weiter, der<br />

Kontakt zu einem der Souvenir- und Curioshops hat. Mit touristischer<br />

Kundschaft rechnet in Mbauda keiner der Händler. Das mag sich vielleicht<br />

ändern, denn bei meinem Besuch im März 2000 sagten mir die Händler,<br />

dass häufiger Touristen auf dem Markt zu sehen seien. Als Kundenkreis<br />

hatte sie aber bis dahin noch keiner der Händler ins Auge gefasst.<br />

Warum ist Maria die einzige Frau unter den Händlern in Mbauda? Zeigt<br />

nicht allein schon das Beispiel der gebrauchten Schmuckstücke, dass eine<br />

Händlerin direkteren Zugang zu den Kundinnen hat? Es ist zwar nicht<br />

unüblich, dass Maasaifrauen Handel treiben, doch entspricht dies keinesfalls<br />

den allgemein akzeptierten Rollenmustern. Akzeptiert wird die Vermarktung<br />

von Produkten der eigenen Landwirtschaft bzw. Viehwirtschaft.<br />

Maasaifrauen, die mit großen Kalebassen Milch in die Stadt bringen und sie<br />

dort verkaufen, gehören zum alltäglichen Bild in Arusha. Der zweite<br />

Bereich, in dem Maasaifrauen als Anbieterinnen von Waren auftreten, ist<br />

117 Ähnlich wie Hansen für Sambia beschreibt Comaroff (2002) für Südafrika die Aneignung<br />

westlicher Textilien in lokale Kontexte. Wichtig ist bei diesem Prozess immer die Neuinterpretation<br />

der Ware.<br />

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