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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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132<br />

Meine Argumentation will ich hier vorerst abschließen, indem ich zwei<br />

Hinweise auf Perlen, wie sie die Maasai verwendet haben, einer Musterkarte<br />

(vorangehende Seite) aus dem Fichtelgebirge gegenüber stelle. Die Musterkarte<br />

aus der Afrikasammlung des Münchner Völkerkundemuseums zählt<br />

zu den wichtigsten Zeugnissen für den Handel deutscher Perlen nach Afrika.<br />

Besonders die handschriftlich auf der Rückseite vermerkten Informationen<br />

bestätigen meine These einer Exportproduktion für den ostafrikanischen<br />

Markt. Aus dem Text geht hervor, dass die Herrmannhütte in Birnstengel<br />

bei Bischofsgrün im Frühjahr 1942 schließen muss, und dass sie bis dahin<br />

hauptsächlich für den Export nach Afrika produziert. 149<br />

Merker erwähnt erbsengroße Perlen in den Farben Blau und Weiß, die als<br />

iltureshi bezeichnet werden. 150 Unter der Bezeichnung oltureshi sind noch<br />

heute unregelmäßig geformte eiförmige Perlen von 2 x 2,5 bis 3 x 2,5 cm<br />

bekannt. Bereits zu Zeiten Kalters sind sie nicht mehr im Handel erhältlich.<br />

Klumpp vermutet, dass sie aus Nigeria, der Tschechoslowakei und Italien<br />

stammen, ohne zu begründen wie sie zu dieser Vermutung kommt. 151 Die<br />

unregelmäßige Form von Perlen dieser Größe spricht ganz entschieden<br />

gegen eine Herkunft aus Böhmen oder Italien, da die dort verwendeten<br />

Techniken grundsätzlich zu sehr gleichförmigen Produkten führen. Dass sie<br />

aus der Produktion der Nupe in Nordnigeria stammen, ist durchaus möglich,<br />

doch sind mir keine Beispiele von dort bekannt, die in ihrer Gestalt exakt<br />

den ostafrikanischen entsprechen, vor allem aber gibt es keinerlei Indizien<br />

für eine entsprechende Handelsverbindung. Ohne Zweifel handelt es sich<br />

um aus dem Hafen angedrehte Perlen. Klumpp erwähnt in diesem<br />

Zusammenhang noch weitere Perlen: “Osinkilai 1 cm annular bead, opaque,<br />

red, white, blue, yellow, green. Blue is the most important color. 1.5 cm irregular<br />

annular bead, translucent, blue, green, brown and sometimes clear“, für die sie<br />

die gleiche Herkunft vermutet. Nach meiner Ansicht handelt es sich aber in<br />

beiden Fällen weder um venezianische, böhmische oder nigerianische<br />

Perlen, sondern vielmehr um Perlen aus dem Fichtelgebirge. Nicht nur, dass<br />

die Herstellungstechnik die des Fichtelgebirges ist, weiter entsprechen die<br />

drei genannten Perlenarten (die erbsengroßen Perlen, die Taubeneiperlen<br />

und die Ringperlen), wie sie von den Maasai verwendet werden, exakt der<br />

Produktionspalette des Fichtelgebirges.<br />

Dass die Perlen der imurto naa-rook als Perlen aus dem Fichtelgebirge<br />

identifizierbar sind, ist hier insoweit interessant, als die Produktion im<br />

Fichtelgebirge 1968 eingestellt wurde. Womit das Verschwinden dieser<br />

149 Die Musterkarte hat in etwa die Maße 8x20 cm, die größte Taubeneiperle (so die emische<br />

Bezeichnung im Fichtelgebirge) eine Länge von 2 cm, die größten Ringe ca. 1 cm. (Inventarnummer<br />

VM-Afrika B20).<br />

150 Merker 1904: 371.<br />

151 Klumpp 1987: 95.

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