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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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schwerer, als es auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Betrieben<br />

innerhalb einer komplexen Struktur verankert ist. Nur in den Bereichen der<br />

Perlenproduktion, die weitgehend automatisiert sind und im Sinne von<br />

economies of scale in großen Fabriken angesiedelt sind, wie im Falle der<br />

Herstellung von Schmelzperlen oder Rocaillesperlen, findet ein direkter<br />

globaler Wettbewerb der großen Industrien statt. In den 1880er Jahren ist es<br />

zuerst Gablonz, das Venedig seine bis dahin unangefochtene Führungsposition<br />

streitig macht, kaum 30 Jahre später müssen sich diese beiden dann der<br />

Konkurrenz Japans stellen, das während des Ersten Weltkrieg rasch an<br />

Boden gewinnt. Anfang des 20. Jh. würde ich die dritte Phase ansetzen, in<br />

der auch Konkurrenten wie Indien wieder an Bedeutung gewinnen, da der<br />

immer noch recht hohe Lohnkostenanteil in der Produktion von Glasperlen<br />

die europäischen Anbieter in der zweiten Hälfte des 20. Jh. immer weiter<br />

zurückdrängt. Zusammenfassend kann also für die USA gesagt werden, dass<br />

eine Perlenproduktion im 19. Jh. gegen die Konkurrenz der bestehenden<br />

europäischen Zentren Gablonz und Venedig kaum hätte etabliert werden<br />

können, geht es doch nicht darum, eine einzelne Perlenhütte aufzubauen<br />

(das markiert die erste Phase, die in Europa von Gablonz, Venedig und<br />

bedingt sogar auch im Fichtelgebirge schon durchschritten worden war),<br />

sondern darum, einen industrial district aufzubauen. Das wäre vielleicht<br />

möglich gewesen gegen Konkurrenten wie dem Fichtelgebirge, doch das<br />

waren, um es etwas überspitzt zu formulieren, schon im 19. Jh. Auslaufmodelle,<br />

ohne eine wirkliche Chance gegen Konkurrenten wie Gablonz. Die<br />

globalen Märkte schufen eine heterogene Nachfrage, die nur von ausgesprochen<br />

flexiblen industrial districts wie der Gablonzer Industrie befriedigt<br />

werden konnte.<br />

Den böhmischen Glasperlenmachern gelang es im 19. Jh., eine derart<br />

erfolgreiche Industrie bzw. Industriekultur zu schaffen, dass sie nicht allein<br />

auf dem amerikanischen Markt führend wurden. Mit Produkten wie der<br />

Böhmischen Perle oder später den gedrückten Perlen ist die Gablonzer<br />

Industrie seit der ersten Hälfte des 19. Jh. derart konkurrenzfähig, dass auf<br />

einem der größten Märkte überhaupt, in Nordamerika, keine eigene<br />

Glasperlenindustrie in Konkurrenz zu ihr entstehen kann. Trotz der hoch<br />

stehenden amerikanischen Industriekultur gründeten amerikanischen<br />

Händler selbst teilweise ihren Erfolg auf die Produkte der Gablonzer<br />

Industrie und nicht auf eigene amerikanische Produkte. Was verbirgt sich<br />

hinter diesem Erfolgsmodell Gablonzer Industrie?

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