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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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386<br />

Getränkesteuer, über Mehlakzise, Fleischaufschlag bis hin zu Rekrutengeldern<br />

und Baufuhrgeldern. Im Jahr 1799 zahlt der Besitzer eines Trüpfhauses,<br />

das auf 90 fl geschätzt wird, 1⅝ Gulden Gewerbesteuer, zwei Gulden<br />

Erbzins und 24 Kreuzer stete Steuer. 483 Von der Gemeinde werden<br />

weiterhin erhoben: Grundsteuer, Häusersteuer und Familiensteuer. Letzte<br />

wird 1848 in die Kapital- und Einkommensteuer umgewandelt. Ein kleiner<br />

Bauer zahlt Ende des 19. Jh. jährlich etwa 12 Mark, bei einem Jahreseinkommen<br />

von ca. 400 Mark, sind das drei Prozent, wovon der Großteil auf<br />

die Grundsteuer entfällt. 484 Steuern und Abgaben stellen somit in normalen<br />

Zeiten durchaus eine Belastung dar, man kann jedoch nicht davon sprechen,<br />

dass diese für die Paterlmacher erdrückend sind.<br />

Für die zweite Hälfte des 19. Jh. liegen relativ genaue Angaben zu landwirtschaftlichen<br />

Einkommen im Fichtelgebirge vor. 1879 beträgt der<br />

durchschnittliche Jahresverdienst männlicher Beschäftigter in der Landwirtschaft<br />

406 Mark, der von Frauen 302 Mark. Der Tagesverdienst ist dabei im<br />

Winter mit 1,19 Mark pro Tag für Männer und 0,90 Mark für Frauen<br />

deutlich geringer als der im Sommer mit 1,58 bzw. 1,15 Mark. Die Einkommen<br />

sind gegenüber 1853 real deutlich um 63 % im Fall der Männer<br />

und 50 % im Fall der Frauen gestiegen. 485 Bemerkenswert ist die Differenz<br />

zwischen der Verdienstmöglichkeit im Winter bzw. Sommer, diese ist<br />

Ausdruck der saisonal stark unterschiedlichen Arbeitsaufkommen im Jahr.<br />

Im Sommer ist die Arbeit in der Landwirtschaft härter, die Arbeitszeit<br />

länger und die Konkurrenz der Arbeitgeber stärker. Die Paterlmacher<br />

arbeiten zwar nicht als Lohnarbeiter in der Landwirtschaft, der Arbeitslohn,<br />

der einem Landarbeiter gezahlt wird, kann aber als Anhaltspunkt dienen, um<br />

zu ermessen wie viel eine Arbeitskraft in Geldwert erwirtschaften kann.<br />

Stellt man den Tagesverdienst in der Landwirtschaft dem in einer Paterlhütte<br />

gegenüber, so ist es sinnvoll, den geringeren landwirtschaftlichen<br />

Verdienst der Wintermonate dem in einer Paterlhütte gegenüber zu stellen.<br />

Ich will das Argument der Produktivität nicht überstrapazieren, denn<br />

letztlich bleibt es einer etischen Perspektive verhaftet. Für die Paterlmacher<br />

ist es ökonomisch sinnvoll, ihre Arbeitskraft im Sommer in der Landwirtschaft<br />

einzusetzen und im Winter in der Hütte. Neben den rein ökonomischen<br />

Motiven ist die Arbeit in den Paterlhütten noch aus weiteren Gründen<br />

attraktiv. So sind z.B. das Prestige als Paterlmacher höher als in anderen<br />

Berufen und die gesundheitliche Belastung, sieht man von der Gefahr für<br />

die Augen ab, relativ gering. Zugunsten einer größeren Sicherheit durch<br />

Diversifikation wird auf maximale Erträge in einem Arbeitsbereich verzichtet.<br />

Dennoch sind die Einkommenszahlen in der Landwirtschaft ein guter<br />

483 Singer 1997: 49f.<br />

484 Singer 1997: 109ff.<br />

485 Die Angaben entstammen Dörfler 1962: 226.

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