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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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Rinder bzw. deren Produkte wie Milch, die die Ilarus aber im einfachen<br />

Gütertausch von den Pastoralisten eintauschen können. Die Ilarus sind stets<br />

eine Gruppe an der Peripherie dessen gewesen, was als Maasai gesehen<br />

wird. So geben denn auch die Kisonko und andere nördliche Gruppen vor,<br />

was Gruppen wie die Ilarus als Leitkultur aufnehmen. Die Inkorporation<br />

von Glasperlen in den Schmuck und die Entwicklung der ausgeprägten<br />

Perlenschmuckkultur konnte daher kaum von den Ilarus ausgehen; als diese<br />

aber von den Ilarus übernommen wird, zeigt sie eine derartige Kraft, dass<br />

sie sogar den Wandel hin zu der lange abgelehnten Monetarisierung des<br />

eigenen Wirtschaftens fördert. Die Kultur des Schmucks prägt hier die<br />

Wirtschaftsweise.<br />

Das Bedürfnis, sich mit Glasperlen zu schmücken, ist ein entscheidender<br />

Faktor für die Monetarisierung, also der Einführung von all-purpose-money.<br />

Bohannan & Dalton unterscheiden zwischen all-purpose-money und<br />

special-purpose-money. Das erste bezeichnet ein Geldform, die wie die<br />

modernen Geldformen (Euro, US-Dollar etc.) für jeden beliebigen Zweck<br />

eingesetzt werden können. Special-purpose-money dagegen übt nur in<br />

bestimmten Kontexten die Funktion von Geld aus (etwa Vieh oder bestimmte<br />

Stoffe, die als Brautpreis gegeben werden). Bohannan & Dalton gehen<br />

davon aus, dass im vorkolonialen Afrika das Marktprinzip, gekennzeichnet<br />

unter anderem durch all-purpose-money, nur periphere Bedeutung hat.<br />

Diese Annahme kann ohne Einschränkung auch auf die Region Arusha<br />

übertragen werden. Auch gibt es hier keinerlei Hinweise, dass Glasperlen<br />

überhaupt in einer Form als Zahlungsmittel, im Sinne von special-purposemoney<br />

oder gar als all-purpose-money gebraucht werden. 135<br />

Die Stadt Arusha nimmt einen von den Entwicklungen der Ilarus relativ<br />

unabhängigen Verlauf. Sie entwickelt sich in den ersten Jahrzehnten des<br />

20. Jh. Jahrhunderts mehr und mehr zum ökonomischen und administrativen<br />

Zentrum. In dem breiten Gürtel zwischen den beiden Siedlungsgebieten der<br />

Ilarus siedeln weiße und asiatische Farmer, deren genaue Zahl sich jedoch<br />

nicht benennen lässt, doch leben 1907 im Bezirk Moshi, der aus Moshi und<br />

Groß-Arusha besteht, neben etwa 100.000 Afrikanern 386 Europäer und 82<br />

Inder bzw. Araber. 136 In der Stadt Arusha lassen sich zwar kaum Ilarus<br />

selbst nieder, dagegen aber neben Europäern und Indern auch eine wachsende<br />

Zahl Afrikaner aus anderen Regionen, darunter viele Chagga und<br />

Meru.<br />

Das Deutsche Kolonial-Handbuch von 1908 nennt für Arusha nur drei<br />

Handelsniederlassungen: Ibrahim Ismael, Saradji Lakka und Sajan Sandji.<br />

1909 werden fünf Händler genannt, darunter die drei bekannten Inder und<br />

135 Bohannan & Dalton 1962: 10ff.<br />

136 Deutsches Kolonial-Handbuch 1908: 167.

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