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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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102<br />

Ilarus, Maasai, Meru und später die weißen Farmer und die urbane Bevölkerung<br />

Arushas leben mit vielfältigen Überschneidungen in einem relativ<br />

eng begrenzten Raum und leben dennoch innerhalb grundverschiedener<br />

soziokultureller Muster.<br />

Zu Beginn des 19. Jh. leben Ilarus und Meru weitgehend getrennt von<br />

einander an verschiedenen Seiten des Meru. Mitte des 19. Jh. ändert sich<br />

dies: Die Bevölkerung der Ilarus hat eine Größe erreicht, die es ihnen<br />

erlaubt, mit ihren militärisch überlegenen ilmurran Gruppen Siedlungen der<br />

Meru anzugreifen. Ziel ist der Raub von Vieh und von Frauen. Das fruchtbare<br />

Land bietet den Ilarus eine gute Subsistenzbasis, Vieh und Frauen<br />

bleiben dabei jedoch knapp. Junge Meru, die Überlegenheit der Ilarus<br />

anerkennend, schließen sich deren ilmurran-Verbänden an, so dass diese<br />

bald schon stark genug sind, ihre Raubzüge bis zum Kilimanjaro ausdehnen<br />

zu können. 123<br />

Gegen Ende des 19. Jh. wird das nördliche Tanganjika von vielfältigen<br />

Krisen erschüttert. Epidemien suchen die Bevölkerung und die Viehbestände<br />

heim, hinzu kommen schwere Trockenheit und Kriege. Die pastoralen<br />

Gruppen der Ebenen tragen untereinander blutige Auseinandersetzungen um<br />

Weidegründe und Wasserstellen aus und erste deutsche Truppen ziehen das<br />

Panganital hinauf. Weiße Missionare lassen sich am Kilimanjaro nieder und<br />

versuchen, auch am Meru Fuß zufassen. In einem Versuch sich all diesen<br />

„bösen“ Entwicklungen entgegenzustellen, töten ilmurrani der Ilarus und<br />

Meru die beiden ersten deutschen Missionare. Die Antwort der Deutschen<br />

sind verheerende Strafexpeditionen.<br />

Den Deutschen gelingt es in Folge dieser Strafexpeditionen rasch, sich<br />

als koloniale Macht am Meru zu etablieren. Sie zwingen die Bevölkerung,<br />

Steuern zu zahlen und Zwangsarbeit im Straßenbau und beim Bau der<br />

boma, der Festung zu leisten. Weite Gebiete am Fuße der Berghänge<br />

werden vom Staat beansprucht und als Farmland an weiße Farmer gegeben.<br />

Deutsche Missionare lassen sich im Kerngebiet der Ilarus und Meru nieder<br />

und errichten Kirchen und Schulen. Von den wirtschaftlichen Folgen der<br />

Strafexpeditionen erholen sich Meru und Ilarus nur langsam. Erst 1907 ist<br />

die Krise nach einer sehr guten Ernte endgültig überwunden. Als die Briten<br />

nach dem Ende des Ersten Weltkriegs Tanganjika als Mandatsgebiet<br />

erhalten, ist fast jeder Flecken Land an den Hängen des Meru landwirtschaftlich<br />

genutzt. Das anhaltend starke Bevölkerungswachstum führt zu<br />

immer stärkeren Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung in den<br />

1920er und 30er Jahren. 124 Aber auch die ungeliebte Lohnarbeit auf Farmen<br />

123 Spear 1997: 2f.<br />

124 Wo dies möglich ist, werden Mais- und Bohnenkulturen durch Bananen ersetzt. Brach- und<br />

Weideland wird als Ackerland genutzt. Das Vieh wird nicht mehr in den Hanggebieten<br />

geweidet, sondern in den Ebenen. Ein Teil des Viehbestands verbleibt in arbeitsintensiverer

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