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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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Warengruppen. In Abdaialis Geschäft werden unterschiedlichste Waren<br />

innerhalb einer komplexen Gesamtinszenierung zu Curios transformiert.<br />

Perlenarbeiten werden zwar von den Maasaifrauen auf dem Land nicht für<br />

den Markt hergestellt, doch sind sie gleichzeitig fakultativ stets auch eine<br />

Ware. Das Wissen, dass diese Objekte einen Warenwert haben, ist präsent.<br />

Zu Waren können die Perlenarbeiten aber nur werden, wenn sie die<br />

Gemeinschaft verlassen. Der Transformationsprozess, in dem aus Perlenarbeiten,<br />

die innerhalb im lokalen Handlungskontext der Maasai eine Ware<br />

wird, findet nicht erst im Laden in Arusha statt. Die Transformationsleistung<br />

übernehmen vermittelnde Händler aus der lokalen Gemeinschaft.<br />

9.4.3 Verkauf und Käufer in ABDAIALI’S CURIO SHOP<br />

Wenden wir den Blick vom Einkauf wieder in Richtung Verkauf und<br />

betrachten wie die Inszenierung Curiohandel funktioniert. Die Abdaialis<br />

verfolgen primär zwei Strategien: Einmal wird ein Umfeld geschaffen, in<br />

dem sich der Kunde wie in einer Schatzkammer fühlt. In einer vom Alltag<br />

gänzlich entfernten Welt kann er sich auf die Suche nach Schätzen machen.<br />

Er ist selbst Akteur und findet in einer verzauberten Welt Schätze, die er<br />

zusammen mit den Erzählungen über diese Schatzsuche mit heim nehmen<br />

kann. Die zweite Strategie zielt darauf, grundsätzlich Vertrauen zu vermitteln.<br />

Nur wenn sie erfolgreich ist, können hochpreisige Waren verkauft<br />

werden, deren Wert und Qualität der Kunde weder vergleichen noch sonst<br />

wie bemessen kann.<br />

Mit Ausnahme des Sonntags öffnen die Abdaialis ihr Geschäft um 9 Uhr<br />

in der Frühe. Während der Mittagszeit von 12 bis 15 Uhr wird der Laden<br />

geschlossen, um dann mit Ausnahme des Samstags noch einmal von 15 bis<br />

18 Uhr geöffnet zu werden. Diese Zeiten werden das ganze Jahr über<br />

eingehalten, nur an hohen islamischen Feiertagen und gesetzlichen Feiertagen<br />

bleibt der Laden geschlossen. Selbst in Zeiten absoluter Flaute, wenn<br />

den ganzen Tag über kein Kunde zu sehen ist, werden die Öffnungszeiten<br />

eingehalten.<br />

Shabbir und sein Vater kehren i.d.R. gegen 15 Uhr zum Laden zurück,<br />

um diesen zum zweiten Mal am Tag zu öffnen. Oft werden sie von Shabbirs<br />

Mutter mit ihrem kleinen und betagten japanischen Wagen gebracht und vor<br />

dem Geschäft abgesetzt. Shabbir öffnet das Vorhängeschloss und die<br />

Schlösser der dahinterliegenden Ladentür. Nur er und sein Vater haben<br />

Schlüssel. Nie würden sie diese einem anderen, gar ihrem Gehilfen Francis,<br />

anvertrauen. Dann wird das Licht eingeschalten und die flackernden<br />

Neonröhren erfüllen den ansonsten fast völlig dunklen Raum mit ein<br />

dämmrigen bläulichen Licht. Ist kein Strom vorhanden, muss Francis den<br />

Generator in Betrieb setzen, während Vater und Sohn die Tür zum kleinen<br />

Büro und die Vitrinen öffnen. Francis stellt die größeren Skulpturen in den

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