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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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frühen Handels zu gewinnen, zu sehr sind die Erinnerungen der Befragten<br />

bereits durchdrungen von späteren Erfahrungen. Es lässt sich jedoch<br />

festhalten, dass sich in Sanguwezi ein fester Markt etabliert hat, in dem<br />

Sinne, dass wöchentlich an einem bestimmten Tag und immer am gleichen<br />

Ort eine große Zahl Maasai und Ilarus zusammenkommen, um Waren zu<br />

tauschen. Daneben existiert Mitte der 1960er ein Austausch zwischen<br />

beiden Gruppen auf nicht institutionalisierter Basis wie er heute noch<br />

beobachtet werden kann: Durch Kisonko, die Ilarusfrauen heiraten, entstehen<br />

zahlreiche affinale Beziehungen zwischen beiden Gruppen. Diese<br />

bilden die Grundlage für Tauschbeziehungen. Besonders in schlechten<br />

Zeiten besuchen Maasai aus der Steppe ihre Verwandten am Meru. Diese<br />

sind froh über das Prestige, dass eine derartige Beziehung einbringt und<br />

beide profitieren von der Möglichkeit, Waren zu tauschen. In normalen<br />

Zeiten kommen regelmäßig Frauen der Kisonko in die Siedlungen der<br />

Ilarus, wo sie Milch anbieten, die sie in großen Kalebassen transportieren.<br />

Der Umfang des internen Handels in beiden Gruppen wird in vorkolonialer<br />

Zeit gering gewesen sein. Lediglich bei den Ilarus gab es einige wenige<br />

spezialisierte Handwerker wie Schnitzer, Schmiede und Töpferinnen. Sie<br />

waren aber in erster Linie Bauern und übten ihr Handwerk nur im Nebenerwerb<br />

aus. Die Produkte wurden in Nahrungsmitteln bezahlt, wobei der<br />

Gegenwert durch allgemein akzeptierte Konventionen festgelegt war.<br />

Welche Rolle spielte der erste Markt im Gebiet der Ilarus in Sanguwezi<br />

in Bezug auf den Handel mit Glasperlen? Bis zum Beginn der Kolonialzeit<br />

wird der Markt in Sanguwezi nicht von Händlern, seien es Chagga, Swahili,<br />

Araber oder Europäer, besucht. Für den Austausch mit den vorbeiziehenden<br />

Karawanen gibt es keinen festen Platz. Stoffe, Perlen und Draht werden in<br />

einzelnen nicht koordinierten Transaktionen gegen Lebensmittel getauscht.<br />

In Sanguwezi findet in der Zeit des Karawanenhandels ein reiner Austausch<br />

zwischen lokalen Produzenten statt. Erst mit dem Beginn der Kolonialzeit<br />

kommen die ersten Händler (Chagga, Somali und Swahili) auf den Markt.<br />

Sie bieten fremde Handelsgüter wie Stoffe, Glasperlen und Eisenwaren an.<br />

Auch einige Ilarus beginnen, mit diesen Waren zu handeln, bestimmend<br />

bleiben jedoch fremde Händler. Die deutsche Kolonialadministration nimmt<br />

in den ersten Jahren ihrer Präsenz am Meru keinerlei Einfluss auf den Markt<br />

in Sanguwezi.

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