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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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Stabes die Pfeife oder das Hefteisen ganz ruhig hält, dreht er es beim Ziehen<br />

von Petinetstäben ganz leicht um die eigene Achse. Die Glasmasse muss<br />

noch so weich sein, dass die entstehenden Windungen gut wieder zusammenfließen<br />

und ein Glasstab mit ebener Oberfläche entsteht. Die eingeschlossenen<br />

Stäbe sind nur so weich, dass sie gezogen werden können,<br />

dabei aber nicht zerfließen und ihre Form verlieren. Dies erreicht man,<br />

indem Glasstäbe verwendet werden, deren Masse einen höheren Schmelzpunkt<br />

hat als die sie umfangende Glasmasse. Beim Drehen werden die im<br />

Inneren der Glasmasse um die Drehachse liegenden Stäbe in Richtung auf<br />

die Drehpunkte um die Drehachse gebogen und legen sich dort übereinander.<br />

Die äußeren folgen der Drehung in schraubenförmigen Windungen. 73<br />

Anhand des Aufbaus der Petinet- und Millefiorigläser wird ersichtlich,<br />

dass sich diese nur bedingt zu einer Verarbeitung zu Röhren eignen.<br />

Innenliegende Formen in der zylindrischen Glasmasse würden beim<br />

Durchstoßen bzw. Aufblasen beeinträchtigt. Chevronperlen, die bekannteste<br />

Ausprägung dieser Glasform sind daher auch nicht als Sprengperlen aus<br />

Glasröhren gearbeitet, sondern aus massiven Glasstäben, die gebohrt<br />

wurden. Eine weitere Möglichkeit Mosaikperlen zu formen bietet die Arbeit<br />

an der Lampe, wo die Perle auf dem Wickeldraht geformt und überfangen<br />

wird.<br />

5.2 Glasperlen<br />

In diesem Abschnitt will ich die Grundkenntnisse und -begriffe über<br />

Glasperlen vermitteln. Ebenso wie schon bei der vorangegangenen Skizzierung<br />

des Materials Glas, ist auch dieser Teil wieder getragen von der Idee,<br />

dass Artefakte in einem dialogischen Verhältnis zu den Akteuren stehen, die<br />

mit ihnen umgehen, und dass sie ebenso wie die Akteure das Handeln als<br />

solches prägen. Getreu dem Titel der Arbeit, will ich der Spur der Perlen<br />

folgen, d.h. mein Blick geht von den Objekten aus – vielleicht anfänglich<br />

sogar ein wenig getragen von der Hoffnung, in dieser Mikroperspektive<br />

etwas Objektivierbares zu finden, an dem ich mich festhalten kann, bevor<br />

ich in die Makroperspektive wechsele und den Blick auf die Menschen und<br />

die Handlungskontexte richte. Doch diese Hoffnung erweist sich als<br />

trügerisch. Dinge sind nur materielle Kultur, wenn Menschen mit ihnen<br />

umgehen. Ohne sie in Beziehung zu Menschen und deren Handeln zu<br />

setzen, bleiben sie nicht nur stumm, sie bleiben unbenannt, ohne Bezeichnung.<br />

Bereits in ihrem Werden sind Artefakte, hier die Glasperlen, im<br />

rend der Schmelze gewonnen. Einige mir bekannte rote Perlen aus Ostafrika zeigen gegen<br />

das Licht gehalten so etwas wie Silberflimmer im Glas, der auf die oben beschriebene Art<br />

eingearbeitet sein könnte. Bei einer Zugabe bei der Schmelze wären die Temperaturen zu<br />

hoch, als dass Silber oder Gold nicht gänzlich schmelzen würden.<br />

73 Vgl. Richter 1862: 197 und bei demselben die Abb. 198.<br />

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