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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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auf den Perlen aufgezogen sind. Am bekanntesten sind die so genannten<br />

Perlkränze. Sie bestehen aus auf Draht aufgereihten Perlblumen und<br />

Perlengehängen. Meist werden sie durch ein aus Zelluloid gepresstes<br />

Kreuzzeichen oder eine Jesusdarstellung ergänzt. Sie breiten sich ab der<br />

zweiten Hälfte des 19. Jh. von den Städten rasch auch in ländliche Gegenden<br />

aus, wo sie sich aufgrund ihrer Haltbarkeit rasch großer Beliebtheit erfreuen.<br />

Sie verdrängen die bis dahin gebräuchlichen Kränze aus Stroh- und<br />

Papierblumen. Zentren der gewerbsmäßigen Herstellung sind die benachbarten<br />

Orte Walldürn und Hettingen in Baden und der böhmische Ort Pribram.<br />

Verarbeitet werden Schmelz und Hackeperlen vermutlich böhmischer<br />

Provenienz. Die arbeitsintensiven Perlblüten werden in Heimarbeit besonders<br />

von kinderreichen Familien gefertigt. Anschließend werden die<br />

Halbfertigteile in Fabriken von Frauen zu größeren Objekten zusammengestellt.<br />

Der Vertrieb erfolgt hauptsächlich über Gemischtwarenhändler. 542<br />

Über die Perlarbeiten mit Paterla wissen wir nur sehr wenig: Sie wurden<br />

in Haushalten im Fichtelgebirge verwendet und stammen aus dem 19. Jh.<br />

Die einzige Erwähnung in der Literatur findet sich bei Schmidt. 543 Er gibt<br />

an, dass diese Paterlarbeiten in den 1840er Jahren gefertigt werden. Für eine<br />

Datierung auf die erste Hälfte des 19. Jh. sprechen auch die verarbeiteten<br />

Perlen, die eine deutlich bessere Qualität aufweisen als die nach 1890<br />

gefertigten. Aus dem, was wir über die Fertigung von Perlkränzen in Baden<br />

und Böhmen wissen, lassen sich einige Vermutungen über die Perlarbeiten<br />

mit Paterla bzw. die Verwendung der Paterla ableiten. Mir sind keine<br />

Objekte bekannt, in denen sowohl böhmische Perlen als auch fränkische<br />

Paterla verarbeitet sind. Nachdem auch in den Produkten der Perlweberei<br />

(ein Zentrum ist Schwäbisch Gmünd) keine Paterla verwendet werden, kann<br />

man davon ausgehen, dass das Fichtelgebirge nie Lieferant für die mitteleuropäischen<br />

Zentren der Glasperlenverarbeitung ist. Die im Fichtelgebirgsmuseum<br />

Wunsiedel befindlichen Objekte sind einmalige Zeugnisse für eine<br />

lokale Industrie, die aus den lokal gefertigten Paterla Objekte des Alltagsgebrauchs<br />

fertigt. Analog zu den Industrien in Primbram und Hettingen /<br />

Walldürn und aufgrund des Fehlens von Belegen für größere Fabriken<br />

vermute ich, dass es sich um Produkte einer Hausindustrie im Fichtelgebirge<br />

handelt. Die Art der Verarbeitung wiederum lässt auf eine serielle Fertigung<br />

schließen.<br />

In den 1920er und 30er Jahren zählen zum Verkaufsangebot der GLAS-<br />

PERLENMACHERGENOSSENSCHAFT IN WARMENSTEINACH (dazu S. 395ff.) auch<br />

mit Redlhammerperlen gefertigte Objekte wie Untersetzer, Körbe, Blumenampeln<br />

etc. Sie entwickeln sich rasch zu einem Verkaufsschlager und<br />

542 Handschuh 1992:60f.<br />

543 Schmidt 1900: 83ff.

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