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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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Arbeit ist der Handel mit Maasaischmuck. Um von Touristen gekauft zu<br />

werden, muss dieser zur entsprechenden Ware transformiert werden. Das<br />

geschieht entweder, indem die im Kontext des Verkaufs angebotenen<br />

Bedeutungszuschreibungen auf ein Minimum reduziert werden – Schmuck<br />

wird zum Souvenir, einer globalen Waren wie schon zuvor die Glasperle –<br />

oder wie im Fall des Curios, bei dem ein Objekt innerhalb einer komplexen<br />

Verkaufsinszenierung mit einem vielschichtigen Gefüge von Bedeutungen<br />

verwoben wird. Dazu ist nur ein Händler mit fundiertem Wissen über die<br />

Möglichkeiten der Annäherung an die Kultur seines Abnehmers in der Lage.<br />

Diese Strategien des Verkaufs entstehen nicht aus einer tiefen Kenntnis der<br />

fremden Kultur heraus, sondern sind vielmehr über lange Zeiträume durch<br />

Erfahrung entstanden. Ein guter Curiohändler muss weder viel über den<br />

Gebrauch eines esos bei den Maasai wissen noch über die Verwendung als<br />

Wandschmuck bei einem amerikanischen Sammler, er muss eine erfolgreiche<br />

Strategie des Verkaufs haben. Der Händler optimiert die Wegstrecke<br />

zwischen Produzent und Konsument. Dies tut er etwa, indem er die gleiche<br />

Sprache spricht wie seine Kunden. Das schafft Nähe und Vertrauen. Diese<br />

Nähe kann sich aber auf die bloße Transaktion und ihren Kontext beschränken.<br />

Shabbir in seinem Laden ebenso wie die maasprachigen Händler in<br />

Mbauda ermöglichen ihren Kunden die Aneignung der Ware, ohne dass<br />

diese sprachliche Hürden zu überwinden hätten. Kulturelle Distanz und<br />

Fremdheit wird dabei aber nur beiseite geschoben, ohne jedoch beseitigt zu<br />

werden. Weder wird dem Touristen die Welt der Maasai, noch die Welt der<br />

Bohra nähergebracht und auch die Maasaimädchen, die Perlen in Mbauda<br />

kaufen, erlangen dabei kaum Kenntnisse der urbanen Welt der jungen<br />

Verkäufer. Händler sind Vermittler von Waren und nicht Vermittler von<br />

Kulturen. Ihr Tun basiert gerade auf der Differenz zwischen Kulturen,<br />

verringern sie diese, so entziehen sie sich selbst die Grundlage ihrer<br />

Existenz.<br />

Auf der Ebene des lokalen Handels in der Region Arusha hat sich in der<br />

zweiten Hälfte des 20. Jh. ein bemerkenswerter Wandel vollzogen: Indische<br />

oder somalische Händler mit großer kultureller Distanz werden nach der<br />

Unabhängigkeit gänzlich von solchen mit großer Nähe zur lokalen Kultur<br />

abgelöst. Dahinter verbergen sich zwei Entwicklungen: Zum einen hat die<br />

Entstehung der postkolonialen Nationalstaaten zur Diskriminierung von<br />

Minoritäten wie etwa die der Inder in Ostafrika geführt. In Tansania war die<br />

Diskriminierung weniger ausgeprägt als etwa in Uganda und Kenia, doch<br />

wird hier der Handel insgesamt erheblich erschwert. Als der Handel Ende<br />

der 1980er wieder bessere Bedingungen hat, zeigen Wandlungsprozesse der<br />

Globalisierung ihre Wirkung: Transport und Kommunikation werden<br />

zunehmend einfacher. Monopolistische Marktpositionen im Perlenhandel<br />

lösen sich auf bzw. geraten unter Druck. Perlen gelangen nun nicht mehr

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