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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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172<br />

dient gerade zur Abgrenzung von benachbarten Gruppen. Den Schmuck<br />

einer dieser benachbarten Gruppen zu tragen wäre also gänzlich unmöglich.<br />

Schmuck eignete sich in der Vergangenheit also weder als Handelsware<br />

noch als Diebesgut. 180<br />

Dass nicht zumindest die Perlen, aus denen der fremde Schmuck gefertigt<br />

waren, Begehrlichkeiten geweckt haben, kann ich nicht ausschließen. Aus<br />

zwei Gründen scheint aber auch das nicht sehr wahrscheinlich: Erstens ist es<br />

nicht üblich, einen Arbeitsvorrat an Perlen zu haben, es werden in kleinsten<br />

Mengen sukzessive immer nur die gerade benötigten Perlen gekauft.<br />

Zweitens hat jede Gruppe unterschiedliche Farb- und Formpräferenzen bei<br />

Glasperlen. Die Frauen sind bestrebt, Schmuck entsprechend der aktuellen<br />

Mode zu fertigen. Insoweit sind die Perlen aus einem alten Schmuckstück<br />

nur begrenzt brauchbar. In den allermeisten Fällen würde das geübte Auge<br />

selbst bei weißen Perlen erkennen, dass sie von den ansonsten lokal<br />

verarbeiteten abweichen. Eine alte Perlen hat nie den Glanz einer neuen.<br />

Eine Maasai wird also, wenn möglich, neue Perlen verarbeiten. Alte<br />

gebrauchte, gar gestohlene Perlen werden nur im äußerten Notfall ihre Wahl<br />

sein.<br />

In den letzten Jahrzehnten hat sich ein einschneidender Wandel vollzogen:<br />

Zwar gibt es immer noch keinen Bedarf für gebrauchte oder gar<br />

gestohlene Perlen oder Schmuckstücke im lokalen Kontext der Maasai<br />

selbst. Doch ist ein solcher Bedarf innerhalb des Tourismusmarktes<br />

entstanden. Hier existiert ein aus Sicht der lokalen Kontexte der Maasai<br />

anonymer Markt für gebrauchte Perlenarbeiten. Wer immer gebrauchten<br />

Perlenschmuck nach Arusha bringt, ob Hehler oder Händler, kann hoffen,<br />

hier eine Absatzmöglichkeit für seine Waren zu finden, wobei die Distanz<br />

zwischen Beschaffungsmarkt und Absatzmarkt ausreichend groß ist, um<br />

Anonymität zwischen dem mittleren Händler (Hehler) und dem Abnehmer,<br />

aber vor allem zwischen Abnehmer und ursprünglicher Eigentümerin zu<br />

gewährleisten. So ist Arusha bereits weit genug von Monduli entfernt (auch<br />

kulturell) bzw. groß genug, dass eine kaum noch von der ursprünglichen<br />

Eignerin überbrückbare Distanz entsteht. Es ist aber andererseits nah genug,<br />

dass die Distanz vom vermittelnden Händler überbrückt werden kann.<br />

Wobei Distanz auch hier wieder sowohl die rein räumliche Distanz meint<br />

wie auch die kulturelle. Denn nur in Arusha finden die maasprachigen<br />

Mittlerhändler in den Ilarusfrauen am Clock Tower Abnehmer, die sich in<br />

einer überbrückbaren Distanz befinden. Allein, die Ladenschwelle zu einem<br />

der indischen Curioläden zu übertreten, würden sich viele von ihnen kaum<br />

180 Zu den modischen Präferenzen und damit auch der Unterscheidung des Schmucks der<br />

Parakuyo s. S. 125.

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