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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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Produkte und Bedürfnisse beider Gruppen treten derart zeitversetzt auf, dass<br />

es eines Systems der Lagerung von Wert (wie z. B. Geld) bedürfte. Auch<br />

relativ homogene und in kleine Einheiten stückelbare Tauschgüter wie etwa<br />

Glasperlen werden nicht für diesen Zweck eingesetzt. Sie tauchen erst etwas<br />

später auf und können i.d.R. dann auch nur für Geld eingetauscht werden.<br />

Für einige Zeit setzt sich dennoch auf Druck der in den Ebenen lebenden<br />

Bevölkerung ein Austausch durch. Basis sind agnatische Verwandtschaftsbeziehungen,<br />

die von den in der Ebene lebenden Ilarus instrumentalisiert<br />

werden. Die in den Hangregionen lebenden Ilarus sind aber nur begrenzt<br />

bereit, derartige verwandtschaftliche Verpflichtungen zu akzeptieren und<br />

widersetzen sich, je mehr der Anspruch wächst. Eine für beide Seiten<br />

unbefriedigende Situation entsteht, die zunehmend zu Spannungen führt.<br />

Die Ilarus der Ebene bedürfen unbedingt der Produkte ihrer Verwandten,<br />

dazu müssen sie diese aber unter Berufung auf verwandtschaftliche<br />

Verpflichtungen unter Druck setzen. Es gelingt den Ilarus nicht, eigene<br />

Mechanismen der Problemlösung zu entwickeln. In dieser verfahrenen Lage<br />

erkennen die benachbarten Meru die Möglichkeit, ihre eigenen Produkte mit<br />

den Ilarus der Ebene zu tauschen. Sie sind nicht in Gefahr, unter dem<br />

Vorwand verwandtschaftlicher Pflichten zu ungleichem Tausch genötigt zu<br />

werden. Aber auch sie geraten bald in die Schwierigkeit, Tauschtransaktionen<br />

über längere Zeiträume abzumessen. Dazu bedarf es des Geldes. Der<br />

Widerstand der Ilarus gegen Geld scheint sich über einen langen Zeitraum<br />

gehalten zu haben. Doch letztlich sind sie gezwungen, Geld für Transaktionen<br />

mit fremden Händlern zu akzeptieren. In dieser Zeit, also der Zeit vor<br />

dem Ersten Weltkrieg, werden neben den Meru, die nur mit Nahrungsmitteln<br />

handeln, auch zunehmend andere, fremde Händler im Gebiet der Ilarus<br />

aktiv. Chagga, Somalis und Inder handeln neben Nahrungsmitteln vor allem<br />

mit Manufakturwaren wie Stoffen, Glasperlen und Eisenwaren. Für sie ist<br />

eine Abwicklung ihrer Geschäfte als reine Tauschgeschäfte kaum noch<br />

möglich. Sie fordern Bezahlung in Geld.<br />

Durch die Handelskarawanen haben die Ilarus sehr früh Zugang zur<br />

Ware Glasperlen. Man könnte also vermuten, dass hier auch die Anfänge für<br />

den ausgeprägten Gebrauch von Glasperlenschmuck liegen, und dass die<br />

Ilarus diesen Handel nach Kräften auszubauen bestrebt sind. Dem ist aber<br />

nicht so. Die Ilarus zeigen sich wenig interessiert am Handel. Der Bedarf an<br />

Glasperlen scheint durch die gesamte Zeit des Karawanenhandels gering<br />

gewesen zu sein. Was man produziert, wird von den Haushalten selbst<br />

verbraucht bzw. man produziert auch nur so viel wie man braucht. Doch soll<br />

keineswegs ein Bild der Selbstgenügsamkeit gezeichnet werden. Es<br />

bestehen durchaus auch bei den Ilarus des 19. Jh. Bedürfnisse, die über das<br />

hinausgehen, was in den Gärten selbst produziert werden kann. Dazu gehört<br />

viel, was für das Maasai-Sein von essentieller Bedeutung ist, allen voran

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