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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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117<br />

portgeschäft. 140 Doch die Kosten des Transports sind extrem, überlebt doch<br />

nur einer von drei Ochsen den Weg zur Küste und zurück.<br />

Die im Vergleich zu anderen Gebieten im Hinterland immer noch recht<br />

gute Verfügbarkeit von Handelswaren in der Region Arusha, dürfte einer<br />

der Gründe sein, warum die dortigen Maasai bereits in der deutschen<br />

Kolonialzeit Perlen in großem Umfang nachfragen. In den ersten Jahrzehnten<br />

des 20.Jh. sind die tansanischen Maasai neben den Ngoni bekannt für<br />

ihren umfangreichen Konsum von Glasperlen. 141<br />

Zusammenfassend kann man festhalten, dass sich in den 1930er und 40er<br />

Jahren drei deutlich unterschiedliche, ethnisch geprägte Sphären des<br />

Handels in Arusha heraus bilden, die bis heute die Marktstrukturen prägen.<br />

Zum einen die Märkte, die durch Angebot und Nachfrage von und durch<br />

Kisonko-Maasai geprägt sind, die sich bis in die Gegenwart hinein äußerst<br />

konservativ zeigen. In ihrer Wirtschaftsweise und ihren Bedürfnissen ist nur<br />

ein langsamer und geringer Wandel erkennbar; Subsistenz ist nach wie vor<br />

bestimmend und der Bedarf an Waren gering. Zum einen werden agrarische<br />

Nahrungsmittel, zum anderen Konsumgüter wie Stoffe, Haushaltswaren und<br />

Perlen nachgefragt. Um diesen Bedarf zu decken, benötigen die Frauen<br />

Geld, das sie durch den Verkauf eigener Produkte erlangen. Die Märkte auf<br />

denen sowohl der Verkauf der eigenen Produkte als auch der Kauf fremder<br />

Produkte stattfindet, liegen häufig an der Peripherie des Siedlungsgebietes<br />

der Kisonko. Es ist also eine Sphäre der konservativen Produktionsmodi und<br />

Bedürfnisse, deren Orientierung eindeutig nach innen gerichtet ist, so dass<br />

es kaum verwundert, dass auch nur Märkte besucht werden, die noch im<br />

eigenen Siedlungsgebiet liegen. Sowohl Olkambi Loo Kule wie auch<br />

Ngaramtoni liegen zwar nur wenige Kilometer von Arusha entfernt, aber<br />

dennoch schon eindeutig im Siedlungsgebiet der Kisonko. In Zentrum der<br />

Stadt Arusha finden sich eher schon Ilarus ein, die mit den Kisonko zwar<br />

weitgehend die konservative Grundhaltung teilen, jedoch aufgrund der<br />

unmittelbaren Nähe zur Stadt eher bereit sind, die Möglichkeiten bestehender<br />

Märkte, sowohl für den eigenen Absatz als auch für den Einkauf, zu<br />

nutzen. Der Markt (i.w.S.) der Ilarus bildet eine Sphäre, deren konservative<br />

Grundorientierung derjenigen der Maasai gleicht. Sie können aber in weit<br />

größerem Maße von den Märkten in der Stadt profitieren, sei es als Absatzmarkt<br />

für ihre agrarischen Produkte oder als Markt, auf dem sie moderne<br />

Güter nachfragen können. Im alltäglichen Handeln der meisten Ilarus ist die<br />

bäuerlich und danach die pastoralistisch geprägte Sphäre der Savanne<br />

bedeutsam. Die rein urbane, dritte Sphäre spielt dagegen eine eher untergeordnete<br />

Rolle. Sie wird nur bedeutsam, wenn es um den Kontakt mit der<br />

140 Deutsches Kolonial-Handbuch 1909: 296 und 1911: 58.<br />

141 Deutsches Kolonial-Lexikon 1920: 525 sowie die Tafeln 12 und 197.

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