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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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gleiche gilt für Reisen nach Nairobi, um die Perlen zu beschaffen. Immer<br />

handelt es sich um eine von Männern dominierte Welt. 118 Maasprachige<br />

Frauen aus Tansania sind auf der regionalen und den darüber hinaus<br />

gehenden Ebenen nicht präsent, nicht zuletzt, weil für viele die Sprache<br />

(Swahili oder gar Englisch) eine Barriere bildet. Auf der lokalen Ebene ist<br />

es diesen Frauen dagegen durchaus möglich, als Händlerinnen zu agieren.<br />

Hier ist es sogar eine entscheidende Stärke, maasprachig und weiblich zu<br />

sein. Sie können innerhalb des allgemeinen Rollenmusters weiter agieren.<br />

Haushalt, Gartenwirtschaft und Familie lassen sich durchaus mit etwas<br />

Anstrengung mit der Arbeit als Händlerin kombinieren. Auf dieser lokale<br />

Ebene können die Frauen dann auch ihre größte Stärke ausspielen, ihre enge<br />

Vertrautheit mit der Welt ihrer Kundinnen. Nicht nur, dass sie ihre Sprache<br />

sprechen, sie teilen auch deren Alltag. Es ist auffällig, dass innerhalb des<br />

direkten Austausches, also dort wo Produzenten direkt vermarkten, Verkäufer(in)<br />

und Käufer(in) ganz überwiegend das gleiche Geschlecht haben.<br />

Bemerkenswert ist, dass im Fall der einzigen Perlenhändlerin, eben diese<br />

auch die einzige in Mbauda ist, über die gebrauchte Perlenschmuckstücke<br />

ihren Weg zurück in die kommerzialisierte Warenwelt finden.<br />

Die Kommunikation mit dem Kunden bzw. der Kundin beginnt als sprachunabhängige<br />

Kommunikation schon weit vor dem eigentlichen Verkaufsgespräch.<br />

Sie setzt damit an, dass sich keiner der Perlenhändler für länger<br />

Zeit hinsetzt – fast immer stehen sie und signalisieren damit Aufmerksamkeit<br />

und die Bereitschaft für Verkaufsgespräche. Nur wenn sehr wenig<br />

Publikumsverkehr herrscht, sieht man sie sitzen. Häufiger dagegen stehen<br />

die jungen Verkäufer an einem der Nachbarstände in zweier oder dreier<br />

Gruppen zum geselligen Schwatz zusammen. Da die Verkäufer einander<br />

kennen, oftmals Freunde sind, kann auch mal einer auf den benachbarten<br />

Stand seines Freundes aufpassen. Da die Preise einheitlich und nicht<br />

verhandelbar sind, wäre es prinzipiell auch möglich, dass einer für den<br />

anderen Verkäufe tätigt. Die Verkäufer bestreiten auch nicht, dass das<br />

118 Eine Ausnahme sind Kikuyufrauen aus Kenia. Sie spielen eine ganz entscheidende Rolle im<br />

Perlen- und Souvenirhandel in Kenia. Es sind überwiegend Kikuyuhändlerinnen, die Perlen<br />

und Perlensouvenirs auf dem Maasaimarkt in Nairobi anbieten. Es sind Kikuyufrauen, die<br />

viele der Lodges auch in Tansania mit Souvenirs beliefern und manchmal sind es auch<br />

Kikuyufrauen, die Perlen nach Arusha handeln. Seit den 1970er Jahren konkurrieren Maasai-<br />

und Kikuyuhändlerinnen in Nairobi und zumindest der oberflächliche Eindruck spricht<br />

dafür, dass die Kikuyufrauen heute das Geschäft mit Maasai-Souvenirs in Nairobi dominieren.<br />

Im Perlenhandel reicht ihr Einflussbereich nur bis unmittelbar hinter die Grenze, doch<br />

immerhin deutlich nach Tansania hinein, nicht jedoch bis Arusha. Im Souvenirhandel aber<br />

sogar bis Arusha selbst. Weiteren Aspekten dieses Handels der Kikuyufrauen nachzuspüren,<br />

ist hier nicht möglich. Einer der offenkundigsten Unterschiede zu den maasprachigen<br />

Händlerinnen in Arusha ist die Sprachkompetenz der Kikuyufrauen: Swahili, das für einige<br />

Maasaifrauen schon ein Problem ist, wird von allen gesprochen, die meisten sprechen<br />

darüber hinaus aber auch noch Englisch.<br />

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