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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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342<br />

Swahiliküste zur Herausbildung bzw. Verfestigung bestehender Codes vor<br />

allem in der Kleidung, die als Indikatoren ethnischer Gruppenzugehörigkeit<br />

gesehen werden. Muster, Farbe und Material ergeben zusammen einen je<br />

spezifischen ethnischen Code. Besonders starken Ausdruck finden diese<br />

Codes in der Verwendung von Perlenschmuck und der gerade im Perlenschmuck<br />

seit Ende des 19. Jh. immer größer werdenden Farbpalette. So<br />

werden Maasai z.B. mit dem Farbset grün-rot-weiß-orange-blau assoziiert,<br />

Kikuyu mit blau-rosa-weiß-grün-gelb-orange oder Kamba mit rot-weiß,<br />

blau-grün-gelb und in dieser frühen Zeit auch rosa. 363 Die maasprachigen<br />

Gruppen in der Region Arusha werden durch kulturelle Entwicklungen der<br />

nördlich in Kenia lebenden Hauptgruppen der Maasai stets mit beeinflusst.<br />

In der Zeit nach 1918, als Tanganjika unter britischer Verwaltung steht,<br />

kommen dann nicht mehr bloß die wichtigsten kulturellen Einflüsse für den<br />

Perlengebrauch aus nördlicher Richtung, sondern auch die Perlen an sich.<br />

Die einstmals bedeutsamen Warenströme, die von der Küste westlich<br />

gingen, spielen zumindest im Perlenhandel jetzt keine Rolle mehr. Die<br />

Handelkontakte der Region Arusha laufen gen Norden, entweder Richtung<br />

Nairobi oder über die Eisenbahn direkt nach Mombasa.<br />

Anhand der bisher vorgestellten Informationen zum Glasperlenhandel<br />

und Gebrauch ließen sich bereits vielfältige Bezüge und Verflechtungen<br />

erkennen: Der Händler auf dem Markt in Mbauda agiert innerhalb einer<br />

Marktstruktur, die historisch gewachsen ist. Ihre Wurzeln lassen sich bis in<br />

die Zeit des Karawanenhandels und weiter zurückführen. Als Händler ist<br />

sein Handeln von Handlungsorientierungen bestimmt, die er z.T. mit<br />

anderen Händlern überall auf der Welt teilt, etwa die Orientierung an<br />

marktwirtschaftlichen Regeln; gleichzeitig aber ist sein Handeln auch durch<br />

lokalspezifische Orientierungen geprägt, so die Bezüge auf eine Ethik, die<br />

durch die Kultur der Maasai geprägt ist.<br />

Die Bezüge im Glasperlenhandel sind aber keineswegs damit vollends<br />

skizziert, dass sie auf lokale, regionale, transnationale und globale Verflechtungen<br />

bezogen werden. Diese Verflechtungen bestehen aus einer Vielzahl<br />

von Knotenpunkten, dem Lokalen als den Handlungsräumen der Akteure.<br />

Im folgenden letzen Drittel dieser Arbeit werde ich der Frage nachgehen,<br />

wo die Perlen, deren Wege in Ostafrika und im Indischen Ozean bis hier<br />

Gegenstand der Untersuchung waren, ihren Ursprung haben. Das Augenmerk<br />

gilt den beiden Gruppen, die den Hauptanteil an der Produktion der<br />

Perlen in Europa hatten bzw. bis in die Gegenwart haben. Einerseits wird so<br />

das Bild einer globalen Vernetzung im Austausch von Glasperlen abgerundet.<br />

Zum anderen geht es um die Frage, wie Gruppen und das Handeln ihrer<br />

Mitglieder durch eben diese globalen Vernetzungen geprägt werden.<br />

363 Klumpp 1987: 16.

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