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Dokument_1.pdf (9487 KB) - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth

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denen die obere in etwa 1,80 m Höhe angebracht ist. Es sind jeweils Bündel<br />

mit 10 oder 20 Strängen, die mit einer Sicherheitsnadel befestigt sind. 400<br />

bis 500 solcher Bündel hängen im Verkaufsraum. Das macht etwa 6.000<br />

Stränge. Also hängt hier, bei einem Durchschnittspreis von 250 TSh pro<br />

Strang, ein Warenbestand von mindestens 1,5 Millionen TSh bezogen auf<br />

den Einzelhandelsverkaufspreis. Hinzu kommen noch die Päckchen<br />

abgepackter Perlen – insgesamt durchaus ein kleines Vermögen.<br />

Die anderen beiden Läden auf der gegenüberliegenden Straßenseite sind<br />

nicht ganz so gut mit Glasperlen ausgestattet. Der größere der beiden hat<br />

vielleicht 60 % des eben erwähnten Ladens. Das Erscheinungsbild ist auch<br />

ein anderes. Zwar ähneln sich alle drei Läden was die Bauweise und<br />

Einrichtung angeht, das Warenangebot des mittelgroßen wird jedoch durch<br />

Bündel oder Knäuel an farbiger Strickwolle bestimmt. Der Bestand an<br />

Glasperlen ist etwa um ein Drittel kleiner als der im großen und dürfte damit<br />

bei ungefähr 1 Mio. TSh liegen und damit noch weit über dem Warenwert<br />

der Wolle. Hinzu kommen noch etwa einhundert Bündel zu je zwei oder<br />

drei Dutzend Sicherheitsnadeln. Auch der dritte Laden hat ein etwas anderes<br />

Warensortiment, jedoch wieder eindeutig auf weibliche Kundschaft<br />

ausgerichtet. Hier kommen noch Kosmetikartikel wie Shampoo oder auch<br />

Spiegel hinzu.<br />

Schon am frühen Morgen vor 9 Uhr stehen Kundinnen vor der Theke des<br />

größeren Ladens. Die anderen Läden öffnen etwas später. Meist jüngere<br />

Frauen oder Frauen mittleren Alters beschäftigen sich mit den Auslagen.<br />

Raymond, der Besitzer, sitzt vor der Theke auf den Stufen oder einem kleine<br />

Hocker. Er ist Mruguru, stammt also aus Morogoro, wie auch die anderen<br />

beiden Perlenhändler in der Straße. Als junger Mann kam er nach Daressalam,<br />

um hier sein Glück zu machen. Zahlreiche Verwandte von ihm leben<br />

jetzt ebenfalls in Daressalam, unter ihnen seine Schwester, die ihm auch im<br />

Laden hilft. Inzwischen ist er verheiratet und Vater eines Sohnes. Raymond<br />

ist römisch-katholisch, was aber, wie er sagt, in seinem Arbeitsalltag und<br />

Umfeld keine größere Bedeutung hat.<br />

Sein Geschäfts- und Arbeitsalltag ist durchdrungen von familiären, ethnischen<br />

und regionalen Verbindungen. In Daressalam gehören fast alle, die<br />

mit dem Perlenhandel zu tun haben, zu den Mruguru und viele sind<br />

Verwandte Raymonds. Die Kollegen der anderen Geschäfte sind entweder<br />

entfernte Verwandte oder zumindest aus der gleichen Region, ebenso wie<br />

der Importeur der Perlen, der noch dazu ein sehr guter Freund Raymonds<br />

ist. Die meisten der Hausierer, die für Raymond die Waren vertreiben, sind<br />

ebenfalls Mruguru. Der Perlenhandel in Daressalam wird damit von einer<br />

homogenen Gruppe bestimmt, die durch kulturelle, regionale und verwandtschaftliche<br />

Bande verknüpft ist. Hier liegt damit auch die Antwort auf die<br />

stets wieder auftauchende Frage, wie Händler Vertrauen schaffen. Die

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