Polizeibeamte als Opfer von Gewalt. Ergebnisse einer ... - Bundesrat
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in den Jahren 2005 bis 2009. Daneben ermöglicht es ein Zusatzmodul des Fragebogens, dass<br />
auch täterbezogene Merkmale untersucht werden: In einem Teil des Fragebogens wurde nach<br />
Einsätzen bei häuslicher <strong>Gewalt</strong> gefragt. Nur bei einigen dieser Einsätze kam es zu <strong>einer</strong> Verletzung<br />
mindestens eines beteiligten Beamten; der Großteil der Einsätze hatte keinen solch<br />
negativen Ausgang. Zu den Einsätzen liegen Informationen u.a. zum Geschlecht und zur Alkoholisierung<br />
<strong>von</strong> Tätern vor, so dass der Einfluss dieser Faktoren auf das Viktimisierungsrisiko<br />
abgeschätzt werden kann.<br />
5.3.1. Beamtenmerkmale und <strong>Gewalt</strong>viktimisierung<br />
Wie in Kapitel 5.1. beschrieben, wurden alle Beamten gefragt, wie häufig sie erstens im Jahr<br />
2009 verschiedene Formen der <strong>Gewalt</strong> erlebt haben und ob sie in den Jahren 2005 bis 2009<br />
mindestens einmal derart körperlich angegriffen wurden, dass sie mindestens einen Tag<br />
dienstunfähig waren. Hinsichtlich der <strong>Gewalt</strong>viktimisierungen im Jahr 2009 soll sich im Folgenden<br />
auf vier physische Übergriffsformen konzentriert werden: festgehalten/angepackt,<br />
geschubst/gestoßen, mit der Hand/der Faust geschlagen, getreten. Die Befragten ihre Antworten<br />
<strong>von</strong> „1 – nie“ bis „7 – täglich/mehrm<strong>als</strong> täglich“ abstufen; an dieser Stelle sollen aber nur<br />
die Prävalenzen betrachtet werden. Es wird <strong>als</strong>o die Frage untersucht, was <strong>Opfer</strong> <strong>von</strong> Nicht-<br />
<strong>Opfer</strong>n unterscheidet, nicht die Frage, welche Beamtenmerkmale die Häufigkeit <strong>von</strong> Übergriffen<br />
erklären können. Auf die Berücksichtigung der anderen <strong>Gewalt</strong>formen (wie verbale<br />
<strong>Gewalt</strong>, Einsatz <strong>von</strong> Waffen) wird hier verzichtet, da angenommen werden kann, dass diese<br />
Übergriffe weniger durch Merkmale der Beamten beeinflusst werden. 77 In Bezug auf die ausgewählten<br />
vier <strong>Gewalt</strong>formen berichten die Beamten am häufigsten da<strong>von</strong>, festgehalten worden<br />
zu sein (38,9 %), am seltensten da<strong>von</strong>, mit der Hand/der Faust geschlagen worden zu sein<br />
(16,3 %; geschubst: 37,8 %, getreten: 21,0 %). Mindestens eine dieser vier <strong>Gewalt</strong>formen<br />
mindestens einmal im Jahr 2009 haben immerhin 50,7 % der Beamten erlebt. <strong>Gewalt</strong>übergriffe<br />
mit nachfolgender Dienstunfähigkeit im genannten Fünfjahreszeitraum berichten, wie bereits<br />
ausgeführt, 12,9 % der Beamten.<br />
Um verschiedene Beamtenmerkmale mit der Viktimisierung in Beziehung zu setzen, wird<br />
nachfolgend keine Reihe an bivariaten Analysen durchgeführt, weil diese Gefahr laufen würden,<br />
Scheinkorrelationen zu produzieren, insofern wichtige Drittvariablen nicht kontrolliert<br />
werden. Stattdessen wird auf das Verfahren der logistischen Regressionsanalyse (vgl. Backhaus<br />
et al. 2003) zurückgegriffen, deren <strong>Ergebnisse</strong> in Tabelle 5.23 dargestellt sind. Dieses<br />
Verfahren erlaubt es, mehrere erklärende Variablen gleichzeitig zu berücksichtigen. Als Maß<br />
der Stärke des Zusammenhangs werden Exponentialwerte (B) ausgewiesen, die bei einem<br />
Wert größer <strong>als</strong> 1 einen Risikoanstieg, bei Werten kl<strong>einer</strong> <strong>als</strong> 1 eine Risikominderung bei<br />
Vorliegen bestimmter Gegebenheiten ausdrücken. Aufgrund der großen Anzahl fehlender<br />
Werte werden die Befragten ohne Angaben nicht aus den Analysen ausgeschlossen, sondern<br />
über Dummy-Kodierungen einbezogen. Die entsprechenden Exponentialwerte sollten allerdings<br />
nicht interpretiert werden. In das erste Modell gehen zugleich nicht alle Befragten, son-<br />
77 Um bspw. eine Waffe gegen einen Beamten einsetzen zu können, muss bereits vor dem Kontakt mit der Polizei<br />
vom Täter die Entscheidung getroffen worden sein, eine Waffe mitzuführen; auf diese Entscheidung können<br />
die Beamten keinen Einfluss genommen haben. Auch die Konfrontation mit verbalen Attacken dürfte stärker <strong>von</strong><br />
der Person des Täters, seinem aktuellen Zustand wie seinen grundsätzlichen Einstellungen der Polizei gegenüber,<br />
abhängen, <strong>als</strong> vom Verhalten der Beamten in der konkreten Situation.<br />
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